Beschreibung
In Deutschland gab es rund 280 Bauwerke auf jüdischen Friedhöfen, von denen noch heute eine große Zahl erhalten ist. Auf der Grundlage einer Dokumentation wird ihre architekturgeschichtliche Entwicklung hier erstmals umfassend dargestellt. Jüdische Religionsgesetze und Traditionen im Umgang mit Sterben, Tod und Bestattung geben den Rahmen für die Einrichtung der Friedhöfe und ihrer Bauten. So entstanden im 17. und 18. Jahrhundert vor allem bescheidene Waschhäuser, in denen die Leichname rituell auf die Beisetzung vorbereitet wurden. Entsprechende Räume gibt es
in jüdischen Friedhofsbauten bis heute, doch wandelten sie sich im Zuge der Emanzipations-, Assimilations- und Akkulturationsprozesse des Judentums im späten 18. und 19. Jahrhundert: Repräsentative Trauerhallen wurden zum prägenden Element der komplexer werdenden Bauwerke. Im 20. Jahrhundert war dann die Suche nach einer spezifisch jüdischen Architektur ein wichtiger Aspekt der Entwürfe der nun zumeist jüdischen Architekten. Der Nationalsozialismus brach diese Entwicklung ab. Nach 1945 sind nur wenige Neubauten entstanden, doch das Anwachsen der jüdischen Gemeinden nach 1990 lässt die Fortführung dieser Bautraditionen für die Zukunft erwarten. Das Buch richtet sich nicht nur an Judaisten und Kunsthistoriker, sondern auch an das kulturgeschichtlich interessierte Publikum.