Beschreibung
Als 1972 Kwame Nkrumah verstarb, bezeichneten die einen ihn als hervorragenden Funktionär der nationalen Befreiungsbewegung. Für andere war er ein Diktator, verantwortlich für eine schwere Wirtschaftskrise Ghanas, und ein Unruhestifter in Afrika. Was war er wirklich? Auf jeden Fall ein Visionär für Afrika. Nkrumah sah mit Erlangung der politischen Unabhängigkeit den Kampf der Völker Afrikas nicht als beendet an, es gehe auch um die Befreiung von den ökonomischen und finanziellen Fesseln der imperialistischen Wirtschaft. Und er verfolgte die Idee, Ghana auf nichtkapitalistischem Entwicklungsweg zum Vorbild für den Rest des Kontinents zu machen. Sein Credo lautete, die von den Kolonialmächten künstlich geschaffenen Territorien sollten sich auflösen, die Afrikaner müssten ihre menschlichen und materiellen Ressourcen bündeln und ihre Einheit herstellen, um dem Imperialismus und Neokolonialismus Paroli bieten zu können. Nach seinem Tod, war er sich sicher, wird das Licht, das er in Ghana und in Afrika entzündet hat, weiter brennen. Ja, seine Ideologie lebt in Afrika und in der afrikanischen Diaspora fort - gleichwohl wirkungslos angesichts des vom monopolistischen Kapitalismus beherrschten Weltmarktes. Afrika ist weiterhin, wie Nkrumah sagte, "der reichste und dennoch ärmste Kontinent". Ein großer Ghanaer könne Nkrumah wegen seiner totalitären Innenpolitik nicht genannt werden, so der Afrikanist Ali Mazrui, aber seine panafrikanischen Ideen machten ihn zu einem großen Afrikaner. Thomas Kacza ist Autor mehrerer Veröffentlichungen zu Themen der afrikanischen und albanischen Geschichte sowie des im NORA Verlag erschienenen Buches "Die gescheiterte Alternative. Die DDR von Anfang bis Ende".