Beschreibung
Dieser glanzvolle Epochen-Roman, 1924 entstanden - drei Jahre nach Georgiens gewaltsamem Anschluss an Sowjetrussland -, atmet bis heute dank klarer, unbestechlicher Weltsicht und sprühenden Einfallsreichtums seine ursprüngliche Frische. Der Anti-Held Kwatschi Kwatschantiradse ist eine der literarischen Lieblingsfiguren der Georgier. Ausgestattet mit unwiderstehlichem südländischen Charme, einem falschen Adelsbrief sowie der Gabe, sich Menschen und Umstände weidlich nutzbar zu machen, gelangt der aus tiefer Provinz stammende Frauenheld, gewiefte Betrüger, Versicherungsschwindler, Bankräuber, Geschäftemacher, Liebhaber eines verschwenderischen Lebensstils dank seiner Hochstapelei bis an den Sankt Petersburger Zarenhof, wo er sich das Vertrauen des einflussreichen Popen Rasputin erschleicht und vom Zaren selbst den russischen Fürstentitel erhält. Mit seiner verschworenen Freundes-Crew bereist Kwatschi Westeuropa, erschließt sich in Wien, Paris, London, Rom neue Profitquellen und schwelgt in schillernden Amouren. Im Weltkrieg und während der im maroden Russland dicht aufeinander folgenden Revolutionen wechselt er chamäleonartig Farben, Fronten, Parolen und Parteien, weiß jeweils seinen Schnitt zu machen. Bis ihm eines Tages der Boden zu heiß wird im Sowjetland und er es vorzieht, seine Gaunerlaufbahn in einem türkischen Bordell zu vollenden. Micheïl Dshawachischwili (1880 - 1937, ermordet im Zuge der stalinistischen Säuberungen), gilt mit seinen Romanen und Erzählungen als einer der Begründer moderner georgischer Prosa. Überragendes Hauptwerk dieses Weltbürgers ist sein 'georgischer Felix Krull'.
Autorenportrait
Micheïl Dshawachischwili (1880-1937), ist einer der Begründer moderner georgischer Prosa. Seine revolutionär-demokratische Gesinnung zwang ihn vor 1917, zu Zeiten des russischen Zarenreichs, mehrmals zum Verlassen des Landes. Während längerer Aufenthalte in der Schweiz, in Frankreich und in Belgien studierte er u.a. Literatur und Kunst. Seine frühen Erzählungen zeigen das soziale Engagement eines kritischen Realisten, später gelangt er in seinen Romanen zu einer tiefen gesellschaftspolitischen Problemanalyse. Seine wichtigsten Romane sind: 'Das fürstliche Leben des Kwatschi K.' (1924), 'Dshaqos Kostgänger' (1925), 'Der weiße Kragen' (1926), 'Die Geächteten von Marabda' (1933-1936, dt. 1986). Einige Erzählungen erschienen deutsch in Anthologien in der DDR und in der Schweiz.