Beschreibung
Einem arabischen Kritiker gilt "Das Herrscherkleid" als der vielleicht zornigste Angriff auf die politischen Systeme und ihre Repräsentanten, der sich in der neueren arabischen Literatur findet. Thema des neuen Romans von Ibrahim al-Koni ist die Macht und deren karzinogener Charakter: Sie deformiert den Menschen sowohl seelisch als auch körperlich; "Heilung" bringt nur der Tod.
Gründlich wie kaum ein anderer erforscht al-Koni die Tyrannenseele und stellt die Wirkung von Macht auf deren Inhaber und die Reaktion seiner Umgebung auf dessen Gebaren dar. Dabei gelingt es dem Autor, die Debatte auf jeden Herrscher der Welt anwendbar zu machen und zugleich die mittelöstlichen Realitäten klar durchscheinen zu lassen: Der Potentat, der als Außenseiter durch den Boten des Führers in seine Funktion gehoben wird. Der Potentat, der sofort seine neue Stellung zur Austragung privater Fehden missbraucht. Der Potentat, der sich immer fester und unerbittlicher in seinem Amt einrichtet. Der Potentat, der zur Erfüllung persönlicher Wünsche und Eitelkeiten alle Regeln bricht und die Untertanen immer brutaler ausquetscht. Der Potentat schließlich, der erst durch den Tod von seinem Posten "abtritt".
Autorenportrait
Ibrahim al-Koni, geboren 1948, Tuareg aus der Libyschen Wüste, arbeitete nach dem Studium der Literatur am Gorki-Institut in Moskau als Journalist in Warschau und in Moskau. Der mehrfach ausgezeichnete Autor lebt seit 1993 in der Schweiz. Sein Gesamtwerk umfasst ca. 50 Bände. al-Konis Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschienen im Lenos Verlag u.a. die Romane "Blutender Stein", "Goldstaub", "Die Magier" sowie der Aphorismenband "Schlafloses Auge" und der Erzählband "Meine Wüste".