Beschreibung
Der Schweizer Architekt und Designer Otto Kolb (1921–1996) war ein Grenzgänger im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. 1948 nahm er die Berufung an das Institute of Design in Chicago an und tastete sich auf seinerzeit in diesem Metier kaum beackerte Terrains vor: Respekt vor der Natur und ökologisches Denken waren für ihn grundlegende Maximen.Als er 1960 aus den USA in die Schweiz zurückkehrte, hatte er Entwürfe für das zylinderförmige Glashaus in Wermatswil im Gepäck. Die Anfang der 1980er Jahre realisierte Villa ist sein architektonisches Vermächtnis. In ihr vereinen sich die in seinen Bauten und Projekten wiederkehrenden Themen und Einflüsse: Kolb war fasziniert von der traditionellen japanischen Architektur. Davon zeugt sein Debüt in den USA, das Horner House (1948–1950) in Indiana. Organische Architektur und industrielles Bauen führte er zusammen, liess sich von antiken Tempelarchitekturen inspirieren und experimentierte mit konstruktivistischen Tensegrity-Tragwerksystemen. Eine bedeutende Rolle spielten für ihn die Musik und in hohem Mass auch die Kunst: vom 'Fenster als Bild' in seinem ersten Bau in der Schweiz, dem Atelierhaus in Brüttisellen (1944/45), bis zur gebauten, aus einer Endlosschleife heraus entwickelten Skulptur, als die sich die Villa Kolb lesen lässt.
Autorenportrait
Die promovierte Kunst- und Architekturhistorikerin, geboren 1965, diplomierte in St. Gallen als Journalistin und arbeitete für verschiedene Tageszeitungen. Nach freiberuflicher Tätigkeit als Architekturpublizistin ist sie derzeit Redakteurin für Architektur und Städtebau bei der Zeitschrift TEC21.