Beschreibung
Milo Dor berichtet: 'Jovan oder Jantschi war trotz seiner schrecklichen Erfahrungen nicht vielgesichtig geworden, er blieb so, wie er immer war Nachdem wir von den Schneenockerln meiner Großmutter geschwärmt hatten, die in einer Emailschüssel in einem Meer aus Vanillesauce schwammen, begannen wir einander zu berichten, was wir inzwischen alles erlebt hatten. Da der Stoff ziemlich umfangreich war, kamen wir einige Male zusammen und Jovan erzählte so lebhaft immer neue Episoden aus seinen zuweilen skurrilen und absurden Erlebnissen, daß ich ihm riet, das alles aufzuschreiben.
Wie es ihm gelungen war, der Vernichtungsmaschinerie des so genannten Dritten Reichs zu entkommen, erfuhr ich erst fünfzehn Jahre nach dem Krieg, als ich ihn wieder sah. Bis dahin wusste ich nur, dass er am Leben geblieben war. Wie, erfuhr ich von ihm selbst, als er mich so um 1960 in Belgrad besuchte.
Ich weiß nicht, wann er das getan hat, denn seine Aufzeichnungen, die er in umgekehrter Zeitfolge, also rückwärts machte, um die Relativität der Zeit und den Stillstand der Vergangenheit auszudrücken, erschienen erst zwanzig Jahre später in vier Fortsetzungen in der angesehenen Belgrader Literaturzeitschrift >DELO< (Die Tat).'
Sekeljs gleichermaßen erschütternde wie lakonische Berichte, eigentlich wahre Kurzgeschichten, erinnern mitunter ebenso an Eulenspiegel wie an Simplicissimus.