Beschreibung
Winter ist es in den Gedichten von Max Sessner häufig, Züge fahren an Häusern vorbei und wir sitzen in Küchen und Gaststuben. In der Dämmerung und in dieser Umgebung lösen sich die Umrisse auf, die Gegenstände werden unscharf und gehen ineinander über. Es ist ein ganz leiser, unauffälliger Surrealismus, der in diesen Gedichten zutage tritt. Bildbeschreibungen (durchaus auch im wörtlichen Sinn), Erinnerungsbilder, festgefrorene Augenblicke verwandeln sich in diesen Zeilen in fremdartige und überraschende Szenen. So liebevoll genau der Blick des Dichters auch sein mag - etwas bleibt immer rätselhaft, geheimnisvoll, ja, unheimlich: Vexierbilder, deren Schrecken unter harmloser Oberfläche fast lautlos bleibt. Max Sessner hat in diesem Band 80 Gedichte versammelt, das Beste aus mehreren Jahren Arbeit. Er schreibt unzeitgemäß, er gehört keiner literarischen Gruppe an, die Tradition, in der er steht, ist hierzulande nicht sehr populär. Sein Parlando ist von großer Entspanntheit und Leichtigkeit, obwohl doch die Verhältnisse so einfach nicht sind: 'Ich bin das kann man sagen / ein Hund der mir zugelaufen / ist'. Diese Gedichte sind eine Entdeckung: entdeckt werden kann in ihnen eine wunderbare poetische Kraft, die Welt zu verändern durch genaues Hinsehen, und zwar nicht auf die Brennpunkte, sondern auf die Ränder, auf das Abseitige, auf die Nebensachen. Wie mit leichtester Hand kommt hier Schönheit zustande: eine unbedingte Leseempfehlung!