Autorenportrait
Ohrenwurst aus Österreich
Die berühmte Ohrenwurst von Brigalaure, die von den Eingeborenen dieser Insel aus den Ohren der bedauernswerten Matrosen, die dort an Land gingen, zubereitet wurde, diente der 1. Wiener Ohrenwurst Ges.m.b.H. als Vorbild.
Eine Mischung von Fleisch und Knorpeln, wie das menschliche Ohr sie anbietet, ist bekanntlich zur Verwurstung besonders gut geeignet. In der gesitteten Welt war allerdings bisher eine Verwurstung menschlicher Ohren aus humanitären Gründen verpönt.
Das änderte sich jedoch, als die Träger und vor allem die Trägerinnen missgestalteter oder hässlicher Ohren sich diese in zunehmenden Maß durch Plastik-Transplantate ersetzen ließen. Die Transplantate, die heute in dreiundzwanzig, teils von Künstlern entworfenen Formen erhältlich sind, bewähren sich voll und ganz, und dies vor allem deshalb, weil eine Aus- und Abstoßungsreaktion bei einem Organ, das sich ohnehin bereits außerhalb des Körpers befindet, nicht zu befürchten ist.
Der Anfall an menschlichen Ohren in Österreich beläuft sich heute auf 80.000 Paar pro Jahr, davon 60.000 weibliche, die sich wegen ihrer Zartheit zur Verwurstung besonders empfehlen (Ohrenwurst extra).
Die Stimmen gewisser Moralisten, die angesichts der Ohrenverwertung von Kannibalismus gesprochen haben, sind indessen verstummt. Schließlich ist ein Verfaulen eines so umfangreichen Ohrenmaterials wesentlich unerquicklicher als eine Verarbeitung zu frischer Wurst, wobei noch hinzukommt, dass die Ohrenverkäufe an die Wiener Ohrenwurst Ges.m.b.H. einen Teil der Operationskosten decken.