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Schloss mit späten Gästen

Eine Farce

Pils, Richard
Erschienen am 01.01.1997
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783852521442
Umfang: 150
Format (T/L/B): 21.0 x 15.0 cm
Einband: Gebunden

Autorenportrait

EIN KULTURDENKMAL Beinahe wäre ein Kulturdenkmal zerfallen. Der Regen hatte begonnen, das Dach zu zersetzen und die Mauern zu zermürben. Von den Fensterrahmen war zuerst der Lack, dann stellenweise der Kitt abgesprungen. Das Wetter lockert die Scheiben so langsam, daß niemand von Absicht spricht. Durch zerschlagene schlecht verbarrikadierte Fenster ging Wind ein und aus, blies Feuchtigkeit und rauhe Witterungen ins Innere. Vom Verputz fielen gezackte Platten herab. Aus den Hohlkehlen unter dem vorspringenden Dach lösten sich Brocken und gaben das Gerippe des Dachstuhles frei. So trieb das Gebäude ganz allmählich jenem unbestimmten Grenzbereich zu, jenseits dessen man von einer Ruine zu sprechen beginnt. Erblickte man das Schloß an klaren Herbsttagen, wenn durch das schütter gewordene Laub der Bäume und Büsche Flecken von Kaisergelb aufleuchteten, dann dachte man: Das sind vielleicht letzte Zeichen, mit denen das Gebäude sich auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Das langwierige Sterben der Bauten ist auf andere Weise eindrucksvoll als der Tod ihrer Bewohner. Wenn sie zu einer ausgeprägten, einstmals dominierenden Gattung gehören, die keinen Nachwuchs mehr hervorbringt, vermeint man, alles langsame Verbleichen und Aussterben in der rauhen Witterung des Weltraumes vor sich zu sehen, vom Schrumpfen der ehemals glatten Haut und der prallen Gefäße bis zu den letzten Lebensspuren eines Planeten. Und man weiß: Hier verliert sich ein Unikum. das nirgends und niemals wieder auftauchen kann. Beim plötzlichen Anprall eines Windstoßes, der vom brüchigen Mauerwerk oder von den Gesimsen eine Sandwolke heruntersträubt, glaubt man die Wirbelspiraln zu erkennen, in denen die Welten sich wieder zu Atomen zerstreuen. Was sich in den Mauern abspielte, die nun leer sind, ist im Zerfall ungleich gegenwärtiger als in jeder künstlichen Bewahrung. Denn alle Restaurationen sind Krücken und außere Stützen, die sich bemühen einen abgestorbenen Körper gegen die Schwerkraft zu verteidigen. Im Ruin dagegen artikuliert sich das Leben noch einmal deutlich und nuanciert, als wollte es sich mit einem unvergeßlichen Blick verabschieden. Das Verfallende wird nach und nach von respektlosen Wesen besiedelt, die dort überall eindringen, wo die alten Dämme nachgeben. Erst kommen die kleinsten, später wenn die Lücken sich ausweiten kommen die größeren. Liebespaare bleiben für einige Stunden, Landstreicher für einige Nächte.

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