Beschreibung
Der Autor zeigt die provokative Kraft auf, die der Philosophie des vergessenen Eberhard Grisebach innewohnt. In vielem Adorno und Lévinas vorwegnehmend, warnte Griesebach schon in den 20er Jahren durch seine radikale Dekomposition der Metaphysik vor der praktischen Absicht hinter angeblich nur deskriptiven rationalen Systemen: dem uneingestandenen Willen zur Macht. Grisebach traute der Metaphysik keinen hinlänglichen Widerstand gegen den Ansturm des politischen Irrationalismus zu. Er widersetzte sich den Sinnbedürfnis und dessen gefährlichem Traum von Identität. So begründete Griesebach eine nachmetaphysische, kritische Ethik, die im intellektuellen Leben der Weimarer Wendezeit lebhaft diskutiert wurde. Verantwortung ergibt sich dieser Konzeption zufolge nicht länger aus der subjektiv gewissenhaft vorgenommenen Universalisierung von Maximen, sondern aus der bestürzenden Erfahrung, dass man situativ von einem Anderen herausgefordert und verantwortlich gemacht wird.
Autorenportrait
Klaus-Michael Kodalle ist Professor für Praktische Philosophie in Jena.