Beschreibung
Ich kann mir keine Immanenz vorstellen, die sich aus sich selbst heraus als solche bezeichnet. Der Begriff „immanent“ unterstellt sein So-Sein, und er scheint sich gerne von der Tanszendenz abzugrenzen. Dadurch erhält er sie am Leben. Transzendenz lässt sich nicht fassen, und sie gibt den Bäumen das Recht, nicht in unsern Köpfen zu wachsen. Viele fürchten sie heute als Kraft, die den Wahrheitsanspruch der großen Rechenmaschinen schmälert; sie muss deshalb als „privat“ oder „für die Wissenschaft nicht brauchbar“ qualifiziert werden.Dabei wäre bloße Immanenz das Ende der Wissenschaft: Unerträglich müsste ihr die Vorstellung einer Letzterklärung oder der Glaube an die Wirklichkeit der Simulationen sein! Welch Einöde umspannte uns! Kein Wind, keine Wolken, keine Blumen, keine Tiere mehr stünden uns bei; ihre leeren Abbilder erinnerten vielleicht an früher, als der Schrei eines Vogels oder der Rhythmus des Regens noch aufhorchen ließ: Botschaft von drüben! Wohl könnte es noch Boten geben, dumpfe Blicke jedoch empfingen sie im Glauben, sie gehörten zum Programm.
Autorenportrait
Markus Waldvogel, geboren 1952, ist Literatur- und Philosophielehrer am Deutschen Gymnasium in Biel, Schweiz.