Beschreibung
Kultur und Kunst in der DDR waren in einem spezifischen Sinn politische Kultur und Kunst, nämlich in ihrer Bezogenheit auf ein politisches System totaler Herrschaft. Das gemeinsame Sinnfundament von Kadern und Künstlern lag in der auf einer moralischen Ontologie der guten Zwecke aufbauenden Geschichtstheorie; beide teilten die daraus abgeleitete Idee des Aufbaus einer Neuen Gesellschaft und der Schaffung des Neuen Menschen.
Untersuchungsgegenstand diese Studie sind die der Kunstproduktion vorausliegenden polit-ästhetischen Positionen des Marxismus-Leninismus sowie deren politisch-praktische Umsetzung in den einzelnen Phasen der SED-Diktatur. Kenntlich gemacht wird dabei die Kontinuität der von der KPD/SED betriebenen Kulturrevolution: sie schließt direkt an die Tradition der proletarisch-revolutionären Kunst der Weimarer Republik und der stalinistischen Sowjetunion an.
Zudem wird die im Kultursektor virulente Disharmonie zwischen normativen Vorgaben und deren Ausführung in den vorliegenden Werke analysiert. Deutlich wird, was ihr zugrunde liegt - eine Aporie: Die Rettung der Idee vor der Wirklichkeit ist der vornehmste Auftrag der Kunst, der ihr unter dem Titel der Wirklichkeitsdarstellung erteilt wird. Aus dieser Aporie gibt es kein Entrinnen; ihre Spannung macht sie zum Indikator und wirkenden Faktor der Erosion der Macht.