Beschreibung
Gegenstand dieser pädagogischen Untersuchung sind die Vorstellungen und Bilder, die Eltern in Interviews von Kindheit vermitteln. Im Vergleich der Kindheit der 50er und 60er Jahre zur heutigen Kindheit wird deutlich, welchen Einfluß die biographischen Erfahrungen der Erwachsenen auf das Zusammenleben der Generationen haben. Diese qualitative pädagogische Studie macht deutlich, daß Eltern stets einen "doppelten Blick" auf Kindheit haben: Wenn Mütter und Väter über heutige Kindheit erzählen, dann denken sie immer auch an ihre eigene Biographie. Während Eltern die heutige Kindheit oftmals als problematisch erleben, erinnern sie sich, selbst wenn sie unter sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, an ihre eigenen Kindertage zumeist positiv. In ausführlichen Interviews werden Mädchen- und Jungenwelten der 50er und 60er Jahre lebendig, Erinnerungen an die Dorfschule wach sowie der Respekt und Zusammenhalt in der Familie, aber auch die erfahrene Prügelstrafe noch einmal gegenwärtig. Diese biographischen Erfahrungen sind - so ein Ergebnis - für den Umgang von Eltern mit heutigen Kindern von großer, vielfach jedoch in der Kindheitsforschung unterschätzter Bedeutung. Das Buch geht nicht nur den Vorstellungen und Bildern nach, die Erwachsene von Kindheit entwerfen, sondern diskutiert - auch unter methodischen Gesichtspunkten - die Konsequenzen für die Erziehungswissenschaft.
Autorenportrait
Inhaltsangabe1. Einleitung Theoretische Ansätze und Fragestellungen.- Kindheit in der öffentlichen Diskussion.- Kindheit als Thema der Kindheitsforschung.- Der modernisierungstheoretische Hintergrund.- Untersuchungsbereiche.- Zum Aufbau der Untersuchung.- Gang durch das Buch.- 2. Methoden Begründung und Darstellung des methodischen Vorgehens.- Zur Methodenwahl.- Das qualitativ-interpretative Forschungsdesign.- Biographisches Erinnern.- Die Form der Interviews.- Erinnerungen als Erzählungen.- Der Interviewverlauf.- A. Narratives Interview.- B. Leitfadeninterview.- C. Experteninterview.- D. Rahmendaten (Datenbogen).- E. Persönlichelmpressionen.- Die Interviewsituation.- Interviewerschulung.- Doppelinterviews.- Das Sample.- Zur Auswertung.- Die Aufbereitung des Materials.- Die Textinterpretation.- 3. Zwischen Zustimmung, Unsicherheit und Ablehnung Eltern beurteilen heutige Kindheit.- Kinder müssen sich heute wehren.- Eltern haben an Macht verloren.- Kinder leiden heute unter Streß.- Die Beziehungen sind schwieriger geworden.- Im Dilemma der wechselnden Perspektiven.- Der Stolz auf die eigenen Kinder.- Exkurs zur "selbständigen Terminkindheit".- Der doppelte Blick der Bildungs-Eltern auf die Terminkinder.- Eltern von Kindern mit heutiger "Straßenkindheit".- Elternurteile im Vergleich zur Kindheitsdebatte.- Heutige Kindheit im Urteil von Lehrerinnen und Lehrern.- Enttäuscht von den Kindern.- Diskussion der Elternurteile über heutige Kinder.- 4. "Ich hatte eine schöne Kindheit" Kindheitserinnerungen in narrativen Interviews.- Kindheitserzählungen als Erinnerungen.- Erzählstrukturen der narrativen Kindheitserinnerungen.- Die paradiesische Kindheit.- Erzähl-Motive in den narrativen Interviews.- Chronologische Kindheitserzählungen.- Kindheitsbilder in Erinnerungserzählungen.- Harte Nachkriegskindheit auf dem Lande.- Kleiner Exkurs: Kindheitserzählungen als Erinnerungsfragmente.- Städtische Nachkriegskindheit.- Fazit zu den narrativen Kindheitskonstruktionen.- 5. Auf der Straße, in den Wiesen und Wäldern Erinnerungen an die Kinderspielgruppe.- Peergroupbeziehungen.- Die vielen Kinder der ,freien' Kindergruppe.- Die soziale Struktur der Kindergruppen.- Das Wir-Gefühl.- Konflikte in den Kindergruppen.- Mädchen- und Jungengruppen.- Geschwister in Kindergruppen.- Machtverhältnisse in der Kindergruppe.- Die Abgrenzung der Kindergruppen untereinander.- Der beste Freund und die beste Freundin.- Beste Freunde waren nicht üblich.- Männer erinnern sich an beste Freunde.- Frauen erinnern sich an beste Freundinnen.- Beste Freunde und sozialer Status.- Kindergruppenwelt und die Welt der Erwachsenen.- Die Aktivitäten der Kinder am Nachmittag.- Feste Termine.- Erinnerungen an Spiele.- Mädchenwelten und Jungenwelten.- Die Puppen der Mädchen.- Jungenspielzeug.- Erotische Spiele.- Lesen und Fernsehen.- Das alleinspielende Kind aus gutem Hause.- Fazit: die unerforschte Kindergruppenkultur.- 6. "Wir haben auch was gelernt" Erinnerungen an Schule.- Das Lob der alten Dorfschule.- Die Strenge der ,alten' Lehrer.- Schlechte Erfahrungen mit der Schule.- Die weiterführenden Schulen.- Sozialer Aufstieg durch Schulbildung.- Jungen- und Mädchenschule.- Fazit zu den Schulerinnerungen.- 7. "Das war noch eine Großfamilie" Kindheitserinnerungen an Verwandtschaft.- Familienverbände.- Großeltern.- Kindheit ohne Verwandtschaft.- Geschwister.- 8. "Wir hatten noch Respekt" Kindheitserinnerungen an die Eltern.- Autoritäre Familienkindheiten.- Herr und Frau Weber: Erinnerungen an zwei "Befehlshaushalte".- Heutige Erziehungspraxis in der Familie Weber.- Herr Weber: eine zivilisierte väterliche Autorität.- Frau Weber und ihre prügelnde Mutter.- Frau Lehmann: vom ambivalenten Befehlshaushalt zum ambivalenten Verhandlungshaushalt.- Rückblick: Erziehungspraxis der Lehmanns.- Frau Lehmanns Erinnerungen an die eigenen Eltern: zwischen Haß und Liebe.- Grenzenziehen: Gehorsam und Strafe, Angst und Respekt.- Körperliche Strafen.- Liberalisierungstendenzen in den 50er und 60er Jahren.- Disziplinieru