Beschreibung
Die neue Villa Haux im baden-württembergischen Albstadt ist 100 Jahre alt. Sie ist Kind einer Zeit und einer Bewegung, "die den Anspruch erhebt nicht genossen, sondern gelebt zu werden". Und in der man "Möbel und Häuser zeichnet, wie man Bildnisse malt, in Ansehung der Person, nach dem Wesen des Bestellers". Friedrich Haux, einer der bedeutendsten Bürger Ebingens, erfolgreicher Textilfabrikant und Gründer eines der ersten öffentlichen Elektrizitätswerke Baden-Württembergs, errichtete 1885 sein erstes Wohnhaus mit Fabrik. Das kleine Stadtpalais setzte einen außergewöhnlichen Akzent in der Baukultur Ebingens. 1898 erhält dieses eine "neumodische" Erker-Fassade. Dem nicht genug: Elektrizitätswerk, Arbeitersiedlung und die Ernennung des Wirtschaftspioniers zum Kommerzienrat durch den württembergischen König veranlassten Haux, sein Wohnhaus den neuen Verhältnissen anzupassen. Erweiterungsentwürfe und eine Seilbahnidee scheiterten. 1907 wurde die Villa kurzerhand auf Schienen gesetzt und 50 Meter auf die andere Straßenseite verschoben, anfangs ohne Genehmigung. Dies schuf den Platz für eine neue, würdige Villa. Die Architekten der 1908 begonnenen neuen Villa konzipierten eine architektonische Schöpfung, ein Gesamtkunstwerk großbürgerlichen Bauens. Das raffinierte Interieur der Hof-Möbelfabrik Anton Pössenbacher aus München, des Ausstatters des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern, vervollständigte dieses Zeugnis eines fortschrittlichen Jugendstils.