Sermones IV (1455-1463) Fasciculus 6
Sermones CCLXVIII-CCLXXXII., Dt/lat, Nicolai de Cusa Opera omnia 19,6
Dorothea Riemann, Heide /
Erschienen am
01.11.2005, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Der sechste Faszikel des vierten Bandes der Sermones des Nikolaus von Kues (Opera omnia XIX,6) beinhaltet die Sermones CCLXVIII bis CCLXXXII, die alle im Vierteljahr von Mitte Februar bis Mitte Mai 1457 in Brixen gehalten wurden. Sermo CCLXVIII ist zweigeteilt, da er eine Auslegung der Tageslesung und des Tagesevangeliums bietet. Schritt für Schritt geht Cusanus zunächst den Paulustext (I Cor 9,24-27; 10,1-5) durch und betont die Heilsnotwendigkeit der Gnade Gottes. Ergänzend hebt er mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg die Bedeutung des Glaubens hervor; zu jeder Perikope fügt er auch eine Erklärung des Aldobrandinus hinzu. Auch Sermo CCLXIX behandelt menschliche Schwäche und göttliche Gnade; Cusanus gibt zudem einen längeren Exkurs über die Entrückung Pauli. In Sermo CCLXX wird zur Auslegung des Tagesevangeliums zunächst wieder Aldobrandinus zitiert, darauf folgen Überlegungen zur Gotteserkenntnis und zur Passion Christi. Der christlichen Lebensführung widmet sich Sermo CCLXXI; Cusanus greift hier erneut auf den Gedanken der christiformitas zurück. Sermo CCLXXII erörtert wiederum die Beziehung von menschlicher Schwäche und göttlicher Gnade, von Rechtfertigung und Gerechtigkeit. Sermo CCLXXIII bietet eine Auslegung von Eph 4,1-11, wobei Cusanus die Unterschiede der Schriftsinne hervorhebt. Sermo CCLXXIV ist abermals eine Auslegung von Tageslesung und -evangelium; die Auslegung der Perikope von der Frau am Jakobsbrunnen (Io 4,5-29) zählt J. Koch zu den »Predigten im Geiste Eckharts«; der Sermo wird mit einem Lob der Gottesmutter abgeschlossen. Die verschiedenen Bezeichnungen des Sonntags Laetare sind das Thema von Sermo CCLXXV. Auch die nächsten Sermones erläutern zunächst die Texte des Tages. Sermo CCLXXVI wird um eine moralische Auslegung der versuchten Steinigung Jesu ergänzt: Der Christ steinigt Jesus in der Sünde erneut. Sermo CCLXXVII schließt mit Reflexionen über das wahre Königtum Christi ab. Sermo CCLXXVIII hat das Kreuz zum Thema, interessant sind der fiktive Dialog Mariens mit der Kirche von Brixen über die Weitergabe der Erlösung durch die Sakramente sowie mit dem Apostel Johannes über die Nachfolge Christi. Christologische Fragen untersuchen die Sermones CCLXXIX und CCLXXX; Sermo CCLXXXI bietet wiederum eine Auslegung von Tageslesung und -evangelium. Sermo CCLXXXII behandelt die Trinität, der Schwerpunkt liegt auf dem Hl. Geist.
Autorenportrait
Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) kommt 1401 im heutigen Bernkastel-Kues zur Welt. Nach kurzem Studium der freien Künste in Heidelberg widmet er sich an der Universität Padua dem Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe um 1440 wird Nikolaus 1448 zum Kardinal ernannt. 1433 verfaßt Nikolaus auf dem Basler Konzil seine erste grundlegende Schrift De concordantia catholica, in der er als Jurist und Theologe eine neue Ekklesiologie, eine allgemeine Konzils- und Staatstheorie sowie eine darauf aufbauende Reichsreform entwirft. Die erste von Nikolaus zur Veröffentlichung bestimmte philosophisch-theologische Schrift De docta ignorantia ist grundlegend für das Verständnis seines Denkens. Hier entwickelt er seinen berühmt gewordenen Begriff der "coincidentia oppositorum" der theologisch von der Suche nach Gott und philosophisch von der Jagd nach Weisheit geleitet ist. Mit der Einsicht in das Nichtwissen des Wissens distanziert sich Nikolaus von der ontologisch bedingten Erkenntnismetaphysik der Hochscholastik, um ein neuzeitliches Wahrheitsverständnis zu begründen. Nikolaus von Kues verbringt die letzten sechs Jahre seines Lebens am Hofe des Papstes in Rom und stirbt 1464.