Beschreibung
Nachdem mit der Veröffentlichung des Holstein-Nachlasses eine Fülle an ausgedehntem neuen Quellenmaterial zugänglich wurde, unternimmt es Günter Richter auf Grundlage der zahlreichen Briefe, die Holstein an die Familie Bismarck sendete, den Komplex der vielschichtigen, oft bis zur Verwirrung komplizierten Beziehungen Holsteins zu Bismarck neu zu beleuchten. Diese Briefe, die Holstein als intimen Freund der Familie zeigen, dienen unter anderem einer Offenlegung seiner diplomatischen Methode, seines politischen Stils, der stark vom Persönlichen und Personalpolitischen beeinflusst war. Sein umfangreiches Informationsnetz, das von den einzelnen deutschen Botschaften bis in ausländische Ministerien reichte und die verschiedensten gesellschaftlichen Schichten durchdrang, nutzte Holstein, um Kombinationen der großen Politik in die Phase ihrer ersten Bewegung zu setzen, und zwar innen- wie außenpolitisch. Dieser persönliche Stil erlaubte es ihm trotz seiner relativen subalternen Stellung, die Politik des Kanzlers zu unterstützen. Obgleich sein Verhalten dabei häufig recht problematisch war, lässt sich die „Graue Eminenz“ der Wilhelmstraße somit entgegen der vielfach vertretenen landläufigen Ansicht als Mitarbeiter Bismarcks bezeichnen.