Beschreibung
Gnade, das ist das Lächeln der Justitia, das Atemholen des Henkers. Gnade, das ist der dünne Grat zwischen Willkür und Menschlichkeit, die Ausnahme von der Regelhärte des Gesetzes. Noch immer heißt die Todesstrafe gerecht und der grausamste Krieg heilig. Noch immer flehen die Opfer, ob der rechtsstaatlichen Gewalt oder des rechtgläubigen Terrors, um Gnade. Meistens vergeblich. Gnade, das ist aber auch die ungeschuldete Huld des Höchsten. Existiert die Welt nicht aus sich selbst heraus, dann gibt es für uns, die durch das finstere Tal wandern, nur eine ernsthafte letzte Frage: Sind wir die Trauben, die zertreten werden in der Kelter Gottes? Die Antwort der Gnade muss den Grund unserer Unwürdigkeit benennen; und muss dabei doch das Ganze, die Schöpfung, im Licht - und der Dunkelheit - eines grundlosen Wohlwollens zeigen.