Nordirland 1990. Der elfjährige Robin versteht die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten nicht. Kann die Begegnung mit einer alten Nonne ihm helfen?
"Ob wir Festlandeuropäer uns wirklich je ein Bild vom Nordirlandkonflikt, verharmlosend Troubles genannt, haben machen können, wage ich zu bezweifeln. Bürgerkrieg, Glaubenskrieg, Freiheitskampf, Terrorismus - viele Schlagwörter haben die Auseinandersetzungen begleitet, und viele Bilder, leider oft von Gewalt geprägt, bleiben im Gedächtnis. Wohltuend, dass Dagmar Petrick auf Szenen dieser Art verzichtet, sieht man einmal von Cathals Faustschlag gegen Robin ab. Allein schon die Konflikte zwischen Robins Eltern, die Schilderung des Schulunterrichts bei Vater Duncan, das Passieren der Polizeiwache oder die Angst vor herumstehenden herrenlosen Koffern, spiegelt Beklemmung, jedenfalls kein friedliches Miteinander. Nordirlands Probleme mit Arbeitslosigkeit und tristem Alltag treten offen zu Tage. Für Kinder und Jugendliche kein leichtes Umfeld, das Orientierung ermöglicht, zumal wenn man keiner Gruppierung angehören will und nur in Frieden und Freundschaft miteinander leben möchte. Das Buch macht aber Mut eigene kleine Schritte zu gehen, zuzuhören, anders zu sein, nicht zu machen was "man" macht. Und es verschweigt nicht, dass es keine einfachen Lösungen gibt."
Quelle: Christian Kühn, Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse (Kibum)
Im Mittelpunkt steht der elfjährige nordirische Junge Robin. Mit präziser, warm-bebilderter, sinnlicher Sprache wird das Suchen einer Kinderseele nach Ordnung, Halt und Ruhe in sich und inder Welt beschrieben. Ein Schneekugel-Jesus, ein Herzstein und seine Lektüre, "Das Buch der hundert Merkwürdigkeiten", verleihen der Geschichte viel Tiefe, trostvolle Symbolik, wunderbare Poesie und tiefe Weisheit. Trotz seiner schweren und kargen Kindheit funkelt es reihenweise auch aus den Tränen. Das wichtigeThema Vergebung wird auf eine spielerisch-unterhaltende, manchmal auch zu Tränen rührende Weise vermittelt. Jeder Leser kann sich im kleinen Robin stellenweise wiederfinden, wenn Robin in sein Herz blicken lässt. Diesem Buch wünsche ich Leser von 11 bis 99 (aber auch 100-jährige dürfen es lesen!). Eine schimmernde Perle der Weisheit. Wundervoll, berührend, vielschichtig und zum Weiterdenken anregend.
Quelle: Elizabeta Karlstetter, Künstlerin und Autorin
"Ich mag Kinderbücher, die sich nicht an eine vermeindlich kindliche Welt anbiedern, sondern die das Kind in uns großen und kleinen Menschen ansprechen. Das tut Robin. Ich bin sofort in Robins Welt, obwohl ich nie in Nordirland war. Die angestrichenen Bordsteine und die anderen Zeichen des politisch-religiösen Konflikts sehe ich mit seinen fragenden Augen.
Noch mehr aber bin ich in seiner Innenwelt. Die Autorin malt die Farben dieser Lebenszeit zwischen Kindheit und Jugend, die Verwirrungen und Fragen, die Sehnsucht und die große Kraft. Alle seine Lebensbezüge wackeln, die Freundschaft, die Familie, die Selbstverständlichkeiten auf dem Schulweg. - Kenne ich das nicht selbst, wenn auch in ganz anderen Lebensphasen? - Sogar sein Geheimplatz ist belegt: von einem Mädchen! Er trägt seine Fragen mit sich herum wie die Christusfigur in der Schneekugel, verliert sie wie den geschenkten Stein, flüstert seine Fragen in den dunklen Kirchenraum. Und er findet einen Menschen, dem er sie stellen kann, so unfertig sie auch sind. Eine Frau, die Zweifel und Konflikte kennt und gerade dort ihren Glauben bezeugt, wird ihm zum Ankerpunkt. Nicht alles, aber doch Vieles wird gut.
Die Autorin zeigt, was das Kind in uns fühlt und wie empfindsam wir im Grunde sind für Konflikte im Alltag und in der großen Welt. Sie wartet nicht mit platten Lösungen auf, sondern geht den Stimmungen nach in all ihren Farben. Auch Christus beschreibt sie nicht als den schnellen Helfer in der Not, sondern als Begleiter mit viel Wärme und Augenzwinkern, der sich nicht aufdrängt. Robin darf weglaufen und sich prügeln, zaghaft und wagemutig sein.
Es tut mir gut, Robin zu begegnen. Er ist ja ein Teil von mir selbst."
Quelle: Beate v. Reinersdorff, Hamburg