Beschreibung
Zum Abschluss einer sechsteiligen Buchreihe über das Wildern in westfälischen Landschaften zeigt diese umfangreiche historische Materialsammlung: "Es gab nicht nur den Klostermann!" Der berühmteste Wildschütz in Waldrevieren der heutigen Kreise Paderborn, Höxter, Hochsauerlandkreis und Waldeck-Frankenberg war schon zu Lebzeiten eine Heldengestalt. Doch ab Mitte des 19. Jahrhunderts betätigten sich weitaus mehr Bewohner der Region im illegalen Jagd-Metier. Die Förster betrachteten ganze Dörfer wie Willebadessen, Kleinenberg oder Oesdorf als "Wilddiebnester" und verlangten den Einsatz des Militärs. Waldkonflikte eskalierten zur Jagd auf Menschen und kosteten auf allen Seiten Menschenleben. Traurige Mordfälle und der Tod armer Schlucker taugen allerdings wenig zur Förderung von Heimatromantik. Notwendig sind vielmehr sozialgeschichtliche Forschungen.
Hans-Dieter Hibbeln und Peter Bürger edieren im vorliegenden Band weithin unbekannte Archivquellen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die die zeitgenössischen Wilderer-Szenen im "Revier" des Hermann Klostermann betreffen. Zwei Originalbeiträge haben Horst Braukmann und Werner Neuhaus für das Buch verfasst. Weitere Abteilungen enthalten exemplarische Fallberichte, zeitgenössische "Programmtexte zum Krieg im Wald" sowie Nachträge mit neuen Funden für das Sauerland, waldeckische Orte und den Kreis Soest. Jenseits von Legendenkulten werden die Akten aufgeschlagen.
edition leutekirche sauerland - Band 22
Autorenportrait
Peter Bürger:
Peter Bürger (geb. 1961 in Eslohe): Kriegsdienstverweigerer (Zivildienst), Theologiestudium in Bonn, Paderborn, Tübingen (Diplom 1987); examinierter Krankenpfleger; psycho-soziale Berufsfelder, ab 2003 freier Publizist (Düsseldorf). Seit dem 18. Lebensjahr Mitglied der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, später auch: Versöhnungsbund, DFG-VK, Solidarische Kirche im Rheinland, Bund der Antifaschisten. Themenschwerpunkte u.a.: Kirche der Armen, "Krieg & Massenkultur", pazifistische Beiträge zur Regional- und Kirchengeschichte, christliche Friedensdiskurse. Bertha-von-Suttner-Preis 2006 (Kunst & Medien). Drei Preise für die Forschungen zur niederdeutschen Mundartliteratur des Sauerlandes. Buchveröffentlichungen zum Thema "Wilderei in Westfalen": "Fang dir ein Lied an" (Eslohe 2013), "Hermann Klostermann. Der populärste Wilddieb Westfalens" (2018); "Krieg im Wald" (2018); "Wo Wild ist, da wird auch gewildert" (2020, Hg.); "Heimliche Jagd" (2020, Hg.); "Es gab nicht nur den Klostermann" (2022, Hg.). - Internet: www.friedensbilder.de - www.sauerlandmundart.de - www.kircheundweltkrieg. wordpress.com
Hans-Dieter Hibbeln:
Hans-Dieter Hibbeln (Jg. 1948), aufgewachsen in Altenheerse, heute ein Ortsteil von Willebadessen, am Fuße des Eggegebirges. Nach dem Besuch der Volksschule in Altenheerse und später einer weiterführenden Schule Einstieg in den Beruf des Polizeibeamten im Jahre 1965. Nach verschiedenen beruflichen Wegstationen in Köln, Mönchengladbach, Bonn und Lippe seit 1975 regelmäßige Recherchen im Staatsarchiv in Detmold, zunächst zur Orts- und Heimatgeschichte und später auch ausführliche Recherchen zum "Wildschütz Klostermann", einem heute noch legendären Wilderer im Eggegebirge. - Beiträge u.a. zu den Büchern "Fang dir ein Lied an" (Eslohe 2013) und "Hermann Klostermann. Der populärste Wilddieb Westfalens" (Norderstedt 2018); "Es gab nicht nur den Klostermann" (2022, Hg.).