Beschreibung
Streben und Stillstand! In beidem verbirgt sich Unheil und Verheißung des Heils. Stasis ist umso mehr von kritischem Gewicht, als das Wort doppelten Sinnes ist. Neben Stillstand bedeutet es, abgeleitet von Partei, lateinisch factio, auch Bürgerkrieg, nämlich der Zwist zwischen zwei einander unversöhnlich gegenüberstehenden Parteien. So verstanden, lässt sich damit auch der innere Krieg, die Auseinandersetzung mit sich selbst bezeichnen, sagen wir, die Uneinigkeit mit sich selbst, aus welchem Grund immer sie entstanden sein mochte. Ist die Ursache ein kreativer Stillstand, ein Verharren in Tatenlosigkeit, die ja auch irgendeinen Grund haben muss, dann würde Stasis "Stillstand im inneren Krieg" bedeuten können, Unfähigkeit, etwas zu tun, sich nach außen werktätig zu äußern, weil man innerlich mit sich uneins und im Unreinen ist. Die Antagonie wird noch kritischer, in sich verwickelter, nimmt man das Streben des Untertitels dieses fünften Bandes der Reihe MIX UND KUNST, die o"rmh1, hinzu. Ein Begehren, ein Verlangen, auf ein gewisses Ziel gerichteter Wunsch brennt dem Stillstand das Kennzeichen des Unvermögens auf, wie die Sonne ihr Siegel auf den Panzer einer verdurstenden Schildkröte. Ist das verlangende Streben stärker als Zweifel und innerer Unfriede? Kein Problem! Ist der Stillstand überhaupt nur die Bezeichnung tatenloser Ruhe und in einer Abwesenheit stärkeren Begehrens begründet, etwas Bestimmtes zu tun? Kein Problem! Das Streben überwindet die Trägheit.
Autorenportrait
Abitur Studium (Theologie, Klass. Philologie, Religion, Bildende Kunst, Kunstgeschichte Publizistisch tätig