Beschreibung
Dass Burgen Straßen und andere Verkehrswege, wie vor allem Flüsse, beherrscht oder kontrolliert hätten, ist eine Behauptung, die seit langem immer wieder vorgetragen wird. Aber so oft sie einerseits wiederholt wurde, so selten findet man andererseits Überlegungen, wie diese Kontrolle in der Praxis funktioniert haben soll.
Historiker führen Quellen an, die die Erhebung von Zöllen als wichtiges Recht des burgsässigen Adels bzw. des Landesherrn belegen, so wie auch das Geleit, der Schutz Reisender, eine ihrer Pflichten war. Aber wie wirkten die Burgen dabei mit? Konnte man Straßen direkt von der Burg aus sperren, indem man sie etwa beschoss? War es nicht wichtiger, dass die auf der Burg stationierte Mannschaft schnellen Zugang zur Straße hatte? Brauchte es eventuell zusätzliche Anlagen direkt an der Straße oder am Ufer, um den Zugriff zu sichern? Und wurde eine Burg wirklich hauptsächlich zur Sicherung eines Verkehrsweges erbaut – nicht eher zu der eines Siedlungsraumes, wobei die Lage nahe dem Verkehrsweg vielleicht nur Nebeneffekt war?
Die Beiträge dieses Bandes nähern sich solchen Fragen mit einer Vielfalt methodischer Ansätze und über Einzelthemen, die weite Teile Mitteleuropas umfassen. Sie entstanden meist aus einer Tagung, die 2017 in Boppard stattfand, also in einer Landschaft, deren Burgenbau besonders stark von den Zöllen verschiedener Landesherren und Geschlechter geprägt wurde. Der Obere Mittelrhein, seit der Romantik die deutsche Burgenlandschaft schlechthin, die 2002 auch ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, war dabei auch Ort eines Jubiläums der Wartburg-Gesellschaft, denn „Burg und Verkehr“ war ihre 25. Jahrestagung.