Beschreibung
Wie oft man diese Rilke-Texte auch liest, sie bleiben Fundstücke, neu und überraschend bei jeder Lektüre. Von den frühen Prager Geschichten bis zum späten Brief-Essay begegnet uns ein Dichter, der sich nicht mit erprobten, bewährten Formen begnügte, sondern nach ungeahnten Möglichkeiten dichterischer Welterkundung suchte. Kaum ein anderer Dichter der vorletzten Jahrhundertwende hat so unerbittlich die 'Geworfenheit' des Menschen in Einsamkeit, Vergänglichkeit und Heimatlosigkeit empfunden und gerade deshalb seine Aufgabe darin gesehen, eine neue Bindung an das Dasein zu gewinnen. Rainer Maria Rilke wird in diesem Band mit seinem Roman 'Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge' sowie zehn Erzählungen und Prosadichtungen vorgestellt. Diese spezielle Auswahl ermöglicht es, die Texte des frühen und des späten Rilke als sich wechselseitig erhellende Dichtung aufzunehmen und thematische wie stilistische Bezüge zwischen ihnen herzustellen. Der Band zeigt den Erzähler nicht nur als souveränen Formkünstler, sondern als einen der vielschichtigsten Ästheten der Moderne, dessen schönste Prosa seinem lyrischen Werk ebenbürtig ist. Inhalt: Ewald Tragy / König Bohusch / Ein Morgen / Der Kardinal. Eine Biographie / Frau Blaha's Magd / Auguste Rodin / Fragement von den Einsamen / Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge / Erlebnis I-II / Der Brief des jungen Arbeiters.
Autorenportrait
Rilke wurde 1875 als Sohn eines Prager Beamten geboren. Nach einer erzwungenen Militärerziehung begann er 1896 in Prag ein Studium der Kunst- und Literaturgeschichte, wechselte dann an die Universitäten von München und Berlin. 1901 heiratete er in Worpswede die Bildhauerin Clara Westhoff, löste die Ehe aber bereits 1902 wieder auf. In den darauffolgenden Jahren bereiste er Italien, Skandinavien und Frankreich. In Paris schloss er Bekanntschaft mit Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es aber zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas. Nach seinem Entschluss zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein kurzes Leben ganz seiner Kunst. Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen worden, wurde aber seiner kränklichen Konstitution wegen in das Wiener Kriegsarchiv versetzt. 1926 starb Rilke nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux. Rainer Maria Rilke gilt als der bedeutendste und einflussreichste deutsche Dichter der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.