Beschreibung
Karl Werner Modler geht den Phänomenen des Umwegs und der Verzierung unter dem Leitmotiv des Tanzes nach und hinterfragt die Bewertung dieser Phänomene durch die abendländische Metaphysik. Die Verzierung (der adorno im Tango) ist eine Form der Selbstaffektion, in der zwischen Weg und Umweg nicht unterschieden werden kann. Eine einzige Bewegung lässt Schmetterlinge entstehen, wird Tanz im Tanz, berührt den Anderen. Wie, wenn die abendländische Metaphysik den Umweg nur als zum Verlauf der Geschichte und zur Erfüllung des Sinnes gehörig gedacht hat? Und den reinen Umweg schon immer ausschließen musste, weil sie das Denken selbst als Bewegung auffasst? Philosophie erscheint als Resultat dieses Ausschlusses des Umwegs, vollzieht aber selbst einen weiteren Umweg, durch den sie sich erst konstituiert, in einer Biegung auf sich selbst. Die Zurückbeugung erfolgt, weil der direkte Weg nicht begehbar ist. Reflexiv sein heißt, das Objekt verfehlt zu haben. Wir sind vernunftbegabte Lebewesen, weil wir Umwege machende, weil wir hinkende und tanzende Tiere sind.
Autorenportrait
Karl Werner Modler, geboren 1968, unterrichtet Philosophie und Französisch an der Kantonsschule Baden, Schweiz.