Beschreibung
(Historische) Migrationsforschung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem ausdifferenzierten und vielfältigen Forschungsfeld entwickelt. Neue Vorstellungen, Fragen und Konzepte wurden formuliert, vielfältige empirische Studien unternommen und Forschungskategorien diskutiert, kritisiert, reformuliert. Migrationsforschung kann – im besten Fall – abseits von aktuellem Handlungsdruck Vorannahmen korrigieren, differenzierte Sichtweisen entwickeln und entmystifizieren. Allerdings gibt es unbefragte common sense-Annahmen nicht nur »außerhalb« der Forschung. Manche wohletablierte Kategorien, Schwerpunkte und Analyserahmen der Migrationsforschung scheinen eher Erkenntnishindernisse darzustellen, als zu wissenschaftlichen Erklärungen beizutragen. Die Beiträge dieses Heftes bemühen sich, solche Selbstverständlichkeiten in der Forschung zu vergegenwärtigen und die eigenen Zugangsweisen zu reflektieren. Dabei werden anhand konkreter Forschungsprojekte Potentiale, Erkenntnishindernisse und praktische Schwierigkeiten verschiedener Forschungsansätze und Konzepte diskutiert: der Zusammenhang vielfältiger Migrationsformen und -möglichkeiten (Annemarie Steidl), das Konzept der Kettenmigration (Jochen Krebber), der legitimatorische Charakter von Migrationsforschungen und ihr delegitimatorisches Potential (Michael G. Esch) sowie die Effekte, die Migration auf die Zurückbleibenden hat (Marita Krauss).