Beschreibung
In den vergangenen Jahren erregten immer wieder Ereignisse, die mit dem nationalsozialistischen Kunstraub in Verbindung standen, große mediale Aufmerksamkeit. An dieser Stelle sei nur verwiesen auf den Konflikt um zwei Schiele-Bilder, die die Stiftung Rudolf Leopold für eine Ausstellung nach New York entliehen hatte und die von den US-amerikanischen Behörden als ehemals jüdisches Eigentum Ende 1997/Anfang 1998 beschlagnahmt wurden (ein Gemälde ist mittlerweile wieder nach Wien zurückgekehrt), oder auf den höchst brisanten Fall jener Gemälde von Gustav Klimt aus dem ehemaligen Besitz des Ehepaares Ferdinand und Adele Bloch-Bauer, die sich heute in der Österreichischen Galerie im Belvedere in Wien befinden und von der Erbin, Maria Altmann, seit Jahren zurückverlangt werden. Die erwähnten spektakulären Fälle können jedoch nur als die Spitze des Eisbergs gelten. Der Sammelband zeigt erstmals auf, wie gigantisch die Ausmaße des NS-Kunstraubes in Österreich tatsächlich gewesen sind und dass eine Vielzahl lokaler Institutionen und Protagonisten - etwa namhafte Kunstexperten - sowie der Kunsthandel maßgeblich in die Entziehungsvorgänge involviert gewesen sind. Das Buch verweist darüber hinaus auf die vielfachen Kontinuitäten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und die Aktualität der Thematik bis in die Gegenwart. Die Beiträge namhafter Fachleute präsentieren zahlreiche neue Ergebnisse und bieten zugleich einen umfassenden Überblick über den derzeitigen Wissens- und Forschungsstand.
Mit Beiträgen von:
Evelyn Adunka, Gabriele Anderl, Alexandra Caruso, Hubertus Czernin, Gottfried Fliedl, Michael Franz, Maren Gröning, Gert Kerschbaumer, Birgit Kirchmayr, Martin Kofler, Sabine Loitfellner, Monika Mayer, Gerhard Plasser, Walter Schuster, Claudia Sporer-Heis, Esther Tisa Francini, Thomas Trenkler, Michael Wladika und Ingo Zechner.
Autorenportrait
Gabriele Anderl, Dr. phil., geb. in Salzburg, Studium an der Universität Wien. Zahlreiche Forschungsprojekte und Publikationen auf dem Gebiet der Zeitgeschichte, u. a. „Gescheiterte Flucht“ (mit Walter Manoschek), Wien 2001. Forschungsschwerpunkte: NS-Zeit, Judenverfolgung, jüdische Geschichte, Exilforschung, Oral History, Flüchtlingspolitik, Äthiopien. NS-Kunstraub. Käthe-Leichter-Preis für Historikerinnen. Mitarbeiterin der Historikerkommission der Republik Österreich („Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution“ sowie „‚Arisierung‘ von Mobilien“). Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ausstellung „Das Neue Österreich“ zum Staatsvertragsjubiläum 1955/2005 in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien; Provenienzforschung in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und ab März 2005 im Museum für Völkerkunde in Wien. Lebt als freiberufliche wissenschaftliche Autorin und Journalistin in Wien.
Alexandra Caruso, geb. in Wien, ausgebildete Übersetzerin und Kulturmanagerin, Studium der Kunstgeschichte, journalistische Tätigkeit, viele Jahre im Bereich der Erwachsenenbildung tätig, seit 1999 Forschungen zum NS-Kunstraub und Provenienzforschung.