Beschreibung
Helmut Strizek zieht eine erste politisch-historische Gesamtbilanz zum Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda, dessen Mandat Ende 2014 nach zwanzigjähriger Tätigkeit auslief. Das ernüchternde Ergebnis lautet, dass das Gericht seinem Auftrag, einen Beitrag zur nationalen Versöhnung zu leisten, nicht gerecht wurde. Die Ausgangsthese der Planung des Tutsi-Völkermords durch Hutu-Extremisten hat das Gericht für nicht beweisbar erklärt, zudem beruhten die Urteile fast ausschließlich auf Aussagen von Zeugen aus dem «Siegerlager». Es wurden nur Hutu-Politiker hinter Schloss und Riegel gebracht, um mögliche Mitwirkungsansprüche beim Aufbau eines demokratischen Nach-Genozid-Staats auszuschließen. Die Kriegsverbrechen der siegreichen Ruandischen Patriotischen Front, der heutigen Staatspartei, wurden auf westlichen Druck hin nicht untersucht.
Autorenportrait
Helmut Strizek studierte Politische Wissenschaften, Geschichte und Romanistik an der RWTH Aachen. Anfang der 1980er-Jahre war er bei der EU-Delegation in Kigali/Ruanda tätig. Nach der Ruanda-Katastrophe in den 1990er-Jahren promovierte er mit einer Arbeit zu Ruanda und Burundi an der Universität Hamburg. 2006 erschien seine Geschichte der Königreiche in Ruanda und Burundi unter deutscher Kolonialherrschaft. Sein Hauptwerk Clinton am Kivu-See. Die Geschichte einer afrikanischen Katastrophe wurde 2011 beim Verlag Peter Lang veröffentlicht.