Beschreibung
Wissenskultur ist ein über wissenshistorische und wissenssoziologische Untersuchungen hinaus auch in philosophisch-epistemologischen Theorien verwendeter Begriff. Er bezeichnet, dass das menschliche Erkennen und Wissen in Kontexte komplexer kultureller – epistemischer und praktisch-sozialer – Netzwerke eingebunden ist. Er gehört zum Lexikon des Kontextualismus. Der Begriff bezieht sich in erster Linie auf die Entstehung von Wissen, hat aber auch Konsequenzen hinsichtlich der Geltung von Wissen. Die Problemstellung einer Epistemologie, die Wissenskulturen systematisch berücksichtigt, lautet nicht, wie das menschliche Erkennen und Wissen eine substanziell verstandene Realität nach dem Maß der Dinge abbildet, sondern wie im Pluralismus von Wissensordnungen, epistemischen Konstellationen bzw. Wissenskulturen phänomenale Wirklichkeiten nach Menschenmaß entstehen.
Autorenportrait
Hans Jörg Sandkühler, Professor emeritus für Philosophie der Universität Bremen, zuvor an der Universität Gießen; ehemaliger Leiter der Deutschen Abteilung Menschenrechte und Kulturen des UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie (Paris); Herausgeber der Enzyklopädie Philosophie.