Beschreibung
Das Legitimationsdefizit als halbe Nation trug dazu bei, dass die DDR der UdSSR nicht immer gefolgt ist. Gegenüber der Liberalisierung des «Tauwetters» in den 1960er und der «Perestrojka» in den 1980er Jahren zeigte sich das Literatursystem restriktiv: Ein Gedicht von Evtušenko und eine Erzählung von Solženicyn wurden zensiert, ein Roman von Granin bis zur Wende verzögert. Haben Reiner Kunze und Harry Thürk den Fall Solženicyn literarisch konträr verarbeitet, so zeigt auch deren Rezeption das Bestreben, Modernität, Kommunikation und Öffentlichkeit zugunsten des offiziellen Leitdiskurses einzudämmen. Literatur wird als Handlungs- und Symbolsystem konzeptualisiert, so dass Archivdokumente integriert und Texte in ihren kulturpolitischen Kontexten produktiv gemacht werden konnten.
Autorenportrait
Die Autorin: Tanja Walenski, geboren 1968, Buchhändlerin. Studium der Germanistik, Slavistik und Neueren Geschichte an der FU Berlin; Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Publikationen u. a. Christa Wolf und Sowjetrußland 1945-1989 (1999).