Beschreibung
Literaturgeschichten, Handbücher und Nachschlagewerke lassen es nicht immer gleich erkennen, wie groß in Wahrheit der Anteil erotischer Dichtungen am Fundus der überlieferten Literatur ist. Ob man ihn vielleicht sogar als zentrale Komponente des Gesamtbestands sieht, hängt von der Definition erotischer Literatur ab: Fallen darunter lediglich Beispiele mit offener Gestaltung sexueller Motive oder auch solche mit verhüllender Gestaltung? – Wobei die verdrängte Sexualität dann in entstellter Form durchscheint. – In diesem Buch wird das Vorkommen einiger der häufigsten Grundmotive erotischen Charakters in der Geschichte der Dichtung untersucht, ausgehend von den Metamorphosen der Göttin der Liebe, die im Altertum große Verehrung erfuhr – als dichterisches Motiv nachweisbar von Homer bis gegen 500 n. Chr. – Durch die neue religiöse Lehre gestürzt, war sie im frühen Mittelalter geächtet, doch gelang ihr noch im Mittelalter eine Wiederkehr in der Dichtung und Kunst. Ihrer Rehabilitation folgte eine vermehrte Befassung mit sexuellen Motiven, vor allem solchen aus den Problemkreisen der Objektwahl, wie zum Beispiel Prostitution, Don Juanismus und der Geschlechtsrollenwahl – die Kriegerin, der Held als Frau kaschiert.
Autorenportrait
Der Autor: Wolfgang Beutin ist Privatdozent für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Bremen. Er war 1973 Gastprofessor an der Universität Göttingen, 1971-1999 Dozent an der Universität Hamburg und übernahm daneben zahlreiche Lehraufträge an mehreren Universitäten. Zu seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen gehören umfassende Beiträge zur Geschichte der erotischen Literatur, darunter vor allem: ANIMA. Untersuchungen zur Frauenmystik des Mittelalters, 3 Bände, erschienen bei Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 1997/99. Er betätigt sich auch als Verfasser belletristischer Literatur und veröffentlichte u.a. fünf Romane.