Beschreibung
Die Korrespondenz zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes dokumentiert das inhaltsreiche und nicht ganz spannungsfreie Verhältnis zweier Intellektueller, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite Hans Blumenberg, der eines der eindrucksvollsten Gesamtwerke deutschsprachiger Philosophie des 20. Jahrhunderts geschaffen hat; auf der anderen Seite der Religionsphilosoph Jacob Taubes, der es wie kein Zweiter verstand, Intellektuelle unterschiedlichster Fachrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Der Briefwechsel setzt 1961 ein, als Taubes die Vertretung des Lehrstuhls für Judaistik am neu gegründeten Institut für die Wissenschaft des Judentums an der Freien Universität Berlin übernahm, und endet 20 Jahre später wiederum mit einem Brief von Taubes aus Frankfurt, in dem er Blumenberg berichtet, er habe auf der Buchmesse dessen »Die Lesbarkeit der Welt« entdeckt. Dazwischen wird allerlei verhandelt: vor allem das Werk Blumenbergs, das in Taubes einen kongenialen Leser gefunden hat, aber auch die Situation an den Universitäten und die berühmte Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«. Und natürlich geht es auch um Carl Schmitt und Gershom Scholem und nicht zuletzt um den Suhrkamp Verlag, insbesondere die neue Reihe »Theorie«, zu deren Herausgebern Blumenberg und Taubes gehörten.
Die 56 überlieferten Briefe werden nun zusammen mit weiteren Materialien zum ersten Mal kommentiert vorgelegt. Sie führen ins Zentrum der intellektuellen Debatten der 1960er und 1970er Jahre und sind ein wichtiges Stück Geistesgeschichte der alten Bundesrepublik aus der Perspektive zweier ihrer wichtigsten Vertreter.
Rezension
»Blumenberg [stellt] seine Kunst der schneidend klaren, an den Rändern ironisch aufblitzenden, dabei aber doch nie verletzenden Formulierungen unter Beweis.
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»Eine spannende Zeitreise in die bundesrepublikanische Geistesgeschichte. Über Theologie und Theodizee miteinander in Streit geratend, kämpfen die beiden Philosophen nicht nur um die Sache sondern auch um ihren Rang.«
»Nun wird dem, dem Einsicht in die Korrespondenz gewährt wird, neben viel Inhaltlichem zugleich viel brillant Stilistisches offenbart ... Ein Wort zur Präsentation. Sie ist mit Anmerkungen, zusätzlichen Quellen und präzisen Kommentaren mustergültig angelegt worden.«
»... es gibt Briefwechsel, die den späten Leser gerade durch das Pulsieren der Verletzlichkeiten in seinen Bann ziehen, die Hoffnung wecken, die Stimmung einer Zeit, eines Milieus, eines Diskurszusammenhangs nachfühlen zu können. Der Briefwechsel zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes ist so ein Fall.«
»Ihr Briefwechsel zeugt vom Glanz einer verlorenen Debattenkultur ... Dieser Briefwechsel bringt uns jene ferngerückten akademischen Sixties wieder ganz nahe, in denen ständig etwas Neues zu entdecken war.«
»Ideengeschichte, verdichtet zum Bildungsroman der Bundesrepublik«
»Der Krimi des Briefwechsels endet damit mit einer Leiche ohne Mord. Bis dahin beschreibt er eine auch durch die persönlichste Anteilnahme gehende Auseinandersetzung zwischen zwei am Ende unvereinbaren Positionen.«
»Selten wird so kunstvoll miteinander gerungen, wie es diese zwei höchst eigentümlichen Professoren taten. Hier prallen zwei faszinierende Welten aufeinander.«
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