Beschreibung
Eines Tages erhält der Erzähler überraschend Besuch, der ihm verkündet: »Claus Patera, absoluter Herr des Traumreichs, beauftragt mich als Agenten, Ihnen die Einladung zur Übersiedelung in sein Land zu überreichen.« Er folgt der Einladung des Schulfreundes Patera in dessen irgendwo im Inneren Asiens gelegenes Traumreich, das in Wirklichkeit ein Überwachungsstaat ist, und verbringt dort drei Jahre – bis zur völligen Zerstörung des Reichs in einem apokalyptischen Kampf Pateras gegen den Amerikaner Herkules Bell. Es ist ein Krieg des Bösen gegen das Gute, wobei sich herausstellt, daß das eine vom anderen nicht zu unterscheiden noch zu trennen ist.
Alfred Kubin (1877-1959), bildender Künstler, schrieb seinen ersten und einzigen Roman während einer Schaffenskrise in nur zwölf Wochen. Die andere Seite, erschienen 1909, übte großen Einfluß auf die expressionistische und nachexpressionistische Literatur aus. An Aktualität hat die Geschichte bis heute nichts verloren.
Rezension
»Solche Bücher werden gebraucht in Zeiten des Epochenwandels: Romane von visionärer Kraft, die weiter blicken, weil sie tiefer schürfen.«
»Mit Alfred Kubins Roman
aus dem Jahr 1909, versehen mit 52 Zeichnungen des Verfassers, legt Suhrkamp einen Klassiker der schwarzen Moderne wieder auf. Kubins apokalyptische Traumvision wirkte stilbildend auf die Prager Szene sowie den Expressionismus. Und wenn die österreichische Gegenwartsliteratur wieder einmal halluziniert (von Ransmayr über Schrott zu Glavinic), hat meist Kubin Pate gestanden.«
»Man kann diesen Roman lesen als subjektive Grenzerfahrung, als brachiale, traumwandlerische Triebentleerung, als Studie über Depression.«
»Alfred Kubins einziger Roman erschien bereits 1909; seine prophetischen Qualitäten wurden jedoch erst mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs deutlich. 100 Jahre später könnte man erneut versucht sein, Kubins ›phantastischen‹ Roman, der sowohl Expressionisten wie auch Surrealisten begeisterte, als bizarre Vorwegnahme zu deuten. Diesmal allerdings im Zeichen einer Finanzkrise, die die Fantastilliarde zur allgegenwärtigen Größenordnung macht.«
»1909 erschien der erste fantastische Roman der deutschen Literatur: Die andere Seite des genialen Zeichners Alfred Kubin. Das Buch ist jetzt in einer feinen Ausgabe mit den Illustrationen des Meisters selbst neu herausgekommen. ... Noch taufrisch und beileibe nicht nur etwas für Liebhaber der Fantastik. Schade, dass Kubin es bei diesem einen Roman belassen hat.«
»Noch hundert Jahre nach seinem Erscheinen hat dieses Buch nichts an Qualität und Dringlichkeit verloren. Ganz im Gegenteil – vielleicht können wir es heute besser denn je verstehen und von dieser Bildwelt lernen. Schließlich hätte Sigmund Freud auch niemals die Erfindung der Psychoanalyse wagen können, wenn es nicht Bücher wie dieses gegeben hätte.«
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