Beschreibung
Schmerz, Krankheit, Leiden und die Gewissheit, sterben zu müssen, gehören zu den Grunderfahrungen des Menschen. Ihnen kann er nicht entfliehen. Es sind Grenzerfahrungen leiblicher und seelischer Anfälligkeit, die zu einer veränderten Selbstwahrnehmung führen. Der Betroffene wird sich selbst zum Objekt seines gestörten Befindens, das er zugleich als Subjekt, als Person erlebt und überwiegend unbewusst gestaltet, bis in die Leibgestalt seines Krankseins. Indem der Kranke sich an einen Arzt wendet, wird er auch für den Untersucher zum Objekt von Diagnostik und Therapie. So werden Kranksein und Krankheit zu existenziellen Erfahrungen der eigenen Leiblichkeit und Zeitlichkeit, der bedrohten Selbstbestimmungsfähigkeit und Autonomie. Selbst- und Fremd-Objektivierung bringen die Gefahr der Selbst-Entfremdung zu einem unpersönlichen Gegenstand der Medizin mit sich. Die Begegnung des Arztes mit dem Patienten soll der empathisch zu erfassenden Sorge des Kranken gerecht werden und zu einer sachlich notwendigen, medizinisch angemessenen Behandlung beitragen. In der Sterbephase werden Begegnung und Funktion zu menschlicher Begleitung. Das Buch entspringt der fast 40-jährigen Erfahrung des Autors als Internist im Umgang mit Kranken: von der Erstbegegnung und der unmittelbaren Krankenuntersuchung, zum Nachdenken der Sprache des Kranken, zur Wahrheit und Wahrhaftigkeit am Krankenbett bis zur palliativmedizinischen Betreuung und der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen in ihrer letzten Lebensphase.
Autorenportrait
Klaus Gahl, Prof. Dr. med., geb. 1937. Nach der Promotion 1966 und der Habilitation 1974 Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover und von 1982 bis 2002 Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 im Städtischen Klinikum Braunschweig. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Medizinethik und zur Medizinischen Anthropologie.