Beschreibung
Schmitz zieht in diesem Buch die Bilanz eines mehr als fünfzigjährigen Fortschreitens im Dienst der Aufgabe, den Menschen ihr wirkliches Leben begreiflich zu machen. Er stellt zu diesem Zweck vier Säulen seines Werkes vor – unter den Titeln: Subjektivität, Mannigfaltigkeit, Leib und Gefühl, Welt – und bringt grundlegende Fragestellungen der Neuen Phänomenologie zur Sprache:
Der Leib war seit der antiken Welt- und Menschspaltung vergessen und wird in der neueren Leibphilosophie höchstens als irgendwie ergänzter Körper verstanden. Schmitz arbeitet dagegen die mit dem sicht- und tastbaren Körper unvereinbare Räumlichkeit und Dynamik des spürbaren Leibes heraus und verfolgt diese Dynamik in die leibliche Kommunikation. Gefühle sind weder Seelenzustände noch persönliche Stellungnahmen, sondern räumlich ergossene Atmosphären und leiblich ergreifende Mächte. Die primitive Gegenwart, der Ursprung von Leib, Raum und Zeit, wird in ihrer Entfaltung zur Welt nach fünf Seiten – Raum, Zeit, Sein, Identität, Subjektivität – in Abhängigkeit von der satzförmigen Rede des Menschen verfolgt.
Am Schluss steht ein Rückblick auf das Abendland. Die antike Philosophie mit Welt- und Menschspaltung, das mittelalterliche Christentum mit Bindung des affektiven Betroffenseins an die Macht als zentrales Thema, die Neuzeit mit dem gegen Situationen und leibliche Kommunikation blinden Weltbild der Naturwissenschaft haben die Menschen vom Einblick in ihr wirkliches Leben abgelenkt. Die noch unverlorene Kraft kritischer Aufklärung lässt einige Hoffnung auf einen Neubeginn des menschlichen Selbst- und Weltverständnisses im Abendland übrig.
Autorenportrait
Hermann Schmitz, geb. 1928 in Leipzig, promoviert 1955, habilitiert für Philosophie 1958; 1971 bis 1993 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Kiel. Begründer der Neuen Phänomenologie. Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze. Zuletzt im Verlag Karl Alber erschienen sind: Phänomenologie der Zeit (2014), Gibt es die Welt? (2014), Atmosphären (2014), selbst sein (2015).