Beschreibung
»Die Würde des Menschen ist unantastbar« - seit der ersten grundlegenden Neukommentierung von Art. 1 GG durch Matthias Herdegen (2003) haben sich die wissenschaftlichen Diskurse und öffentlichen Auseinandersetzungen zu Begriff und Thema der Menschenwürde zunehmend intensiviert und ausgeweitet. In jüngster Zeit hat Stefan Lorenz Sorgner im Ausgang von Nietzsche und im Blick auf posthumanistische Thesen die Debatte deutlich zugespitzt und konstatiert, dass die Bestimmung der Menschenwürde im Sinne von Art. 1 GG keine ausreichende Untermauerung im gesellschaftlichen Konsens mehr besitze. Sorgner fordert eine Neubewertung und letztlich die Abschaffung dieses Begriffs sowie die Auflösung der Kategorie »Mensch« im Sinne einer Sonderstellung des Menschen gegenüber den anderen höher entwickelten Lebewesen. Hintergrund dieser Debatten sind die seit ca. 20 Jahren erzielten enormen Fortschritte der Gentechnologie, der Reproduktionsmedizin und der Möglichkeiten der biotechnischen »Verbesserung« des Menschen (enhancement). Da sich die Protagonisten »posthumanistischer« Positionen mit Vorliebe auf Nietzsche berufen, hat das Nietzsche-Forum München im Oktober 2012 ein interdisziplinäres Symposion organisiert, bei dem die neuen Fragen nach der Menschenwürde in ihren verfassungsrechtlichen, philosophischen und religionswissenschaftlichen Aspekten erläutert und zur Diskussion gestellt wurden. Mit Beiträgen von Peter André Bloch, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Michael von Brück, Edith Düsing, Friedhelm Hufen, Ram Adhar Mall, Annemarie Pieper, Albert von Schirnding, Stefan Lorenz Sorgner, Beatrix Vogel, Kurt Weis und Ulrich Willers.
Autorenportrait
Dr. Beatrix Vogel war von 2000 bis 2012 Vorsitzende des Nietzsche-Forums München, zuvor war sie seit 1987 Vorsitzende des Nietzsche-Kreises München. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Bände zur Nietzsche-Forschung.
Michael von Brück, Jahrgang 1949, ist seit 1979 Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Er lebte viele Jahre in Indien und ist mit dem Dalai Lama befreundet. Seit 1985 ist er Zen- und Yoga-Lehrer. Nach einer ersten Professur in Regensburg war er von 1991 bis 2014 Professor für Religionswissenschaft an der LMU in München. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. die Standardwerke „Zen. Geschichte und Praxis“ und „Einführung in den Buddhismus“.
Ram Adhar Mall lehrte als Professor für Philosophie u. a. an den Universitäten Trier, Wuppertal, Bremen, München und Jena. Er ist Gründungspräsident der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie und legte zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Phänomenologie, der interkulturellen Philosophie und der vergleichenden Religionswissenschaft vor.
Dr. phil. Annemarie Pieper, geb. 1941, ist Universitätsdozentin für Philosophie an der Universität München und Mitarbeiterin der Schelling-Edition der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Veröffentlichungen: Geschichte und Ewigkeit in den pseudonymen Schriften Sören Kierkegaards (1968); Sprachanalytische Ethik und praktische Freiheit (1973; ital. 1976); Aufsätze und Lexikonartikel zur praktischen Philosophie.
Stefan Lorenz Sorgner, Prof. Dr., geb. 1973, unterrichtet Philosophie an der John Cabot University in Rom. Als einer der weltweit führenden Experten für das Thema Transhumanismus und Vertreter eines schwachen Nietzscheanischen Transhumanismus ist er in nationalen und internationalen Medien (z. B. DIE ZEIT, Deutschlandfunk, ZDFinfo) präsent und war geladener Plenarvortragender auf dem 3. World Humanities Forum der UNESCO.
Professor für Fundamentaltheologie und Philosophie, Eichstätt.