Beschreibung
Ortega y Gasset ist nicht nur, einem Diktum Albert Camus' zufolge, „vielleicht der größte europäische Schriftsteller nach Nietzsche", sondern auch ein bedeutender philosophischer Systemdenker. Als ein solcher zeigt er sich gerade in seinen Universitätsvorlesungen, die Schlüsseltexte zum Verständnis seines gesamten Werkes darstellen. Im Zentrum von Ortegas Denken steht die Überwindung der Dichotomie von Vernunft und Leben. Seine Kernthese, dass Vernunft überhaupt nur gelebt werden kann, insofern das Leben an sich selbst vernünftig verfaßt ist, kommt in den hier vorliegenden, erstmals in die deutsche Sprache übertragenen Vorlesungen, in äußerst prägnanter Weise zum tragen. Dabei wird das genuin Typische seines Ansatzes nicht zuletzt in seiner Auseinandersetzung mit Diltheys Deutung der Geschichtlichkeit des Lebensprozesses ersichtlich.
Autorenportrait
Stascha Rohmer, geb. 1966, promovierte nach einem Studium der Philosophie und Hispanistik 1999 an der Technischen Universität Berlin mit einer Arbeit zur Metaphysik Alfred North Whiteheads. Von 1999 bis 2010 war er Research Fellow am „Instituto de Filosofía" des Forschungszentrums CSIC in Madrid und unterrichtete ferner Philosophie am Philosophischen Seminar der Humboldt-Universität Berlin sowie an zahlreichen anderen deutschen Universitäten. Seit Februar 2015 ist er Professor für Philosophie an der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universidad de Medellín (Kolumbien). Sein wichtigstes bisheriges Werk „Liebe - Zukunft einer Emotion" erschien 2008 im Verlag Karl Alber. Zahlreiche Veröffentlichungen.
José Ortega y Gasset (1883-1955) ist Repräsentant eines spirituellen Pluralismus jenseits von Idealismus, Materialismus und Dogmatismus. Mit seinem umfangreichen Werk, das in glänzender sprachlicher Form und vielschichtiger Fragestellung ein am unverwechselbaren Einzelnen orientiertes Lebensgefühl entfaltet, hat er im geistigen Europa weittragenden Einfluss ausgeübt.