Beschreibung
Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Leonid Luks. Der amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan bezeichnete den Ersten Weltkrieg als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Für Simon Frank war dies aber die russische Revolution. Und in der Tat, der Erste Weltkrieg stellte zwar eine Zäsur auf dem Gebiet der Technologie des Tötens wie auch im Bereich der totalen Mobilisierung der Machtreserven der jeweiligen Nation für den Krieg dar, seine Ziele waren aber konventionell. Er bildete praktisch eine Neuauflage der traditionellen europäischen Hegemonialkriege und eröffnete kein neues Kapitel in der Geschichte des Kontinents. Dies tat erst die bolschewistische Revolution. So hat im Grunde sie und nicht der Erste Weltkrieg das „kurze“ 20. Jahrhundert eingeläutet. Darüber waren sich viele russische Denker, die die 1917 begonnene russische Katastrophe aus nächster Nähe beobachteten, vollkommen im klaren. Mit besonderer Sensibilität verspürte dies ausgerechnet der „unpolitische“ Philosoph Simon Frank, dessen Interesse in erster Linie der metaphysischen Problematik galt. Aber gerade deshalb erkannte er sofort die wahre Bedeutung der 1917 begonnenen Ereignisse, die nicht nur die politisch-sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Kopf stellten, sondern auch eine viel tiefere Dimension des menschlichen Seins berührten. Der Analyse der Zäsur von 1917, die sich allmählich zu einer gesamteuropäischen Katastrophe ausweitete, sowie ihrem ideengeschichtlichen Kontext waren zahlreiche Aufsätze Simon Franks gewidmet. Einige der wichtigsten von ihnen sind in diesem Band der Frank-Edition enthalten.