Beschreibung
In Rom auf Abwegen - Feridun Zaimoglu bürstet die ewige Stadt gegen den StrichEin spannendes Jahr an einem traditionsreichen Ort: Als Stipendiat der Villa Massimo macht sich Feridun Zaimoglu auf, Rom zu erkunden und die Römer kennenzulernen. Erstaunliche Begegnungen sind die Folge, brillante Texte das Ergebnis. Ein Jahr in wöchentlichen Geschichten. Es ist eine große Auszeichnung und gleichzeitig eine schwere Bürde: als deutschsprachiger Autor ein Jahr in Rom zu verbringen, dort zu leben und zu arbeiten - erst recht, wenn man dort als Deutschtürke ganz besonders auffällt. Feridun Zaimoglu lässt sich nicht beirren, stürzt sich ins Geschehen, lernt Italienisch nach Maßgabe seiner Bedürfnisse ('Una spremuta d'arrancia, per favore' ist sein erster Satz), meidet die Touristenspots und treibt sich lieber auf Trödelmärkten und unter Fremdländern herum. So wird Sergej, der geheimnisvolle Mann aus der Ukraine, sein unerschrockener Begleiter und die ewige Stadt allmählich sein Revier. Zeitweilig ist der Petersplatz sein bevorzugter Ort, denn Erkrankung und Tod von Johannes Paul II. und die Wahl von Benedikt XVI. halten die Stadt in Atem. Und auch der Campo dei Fiori steigt in seiner Gunst, denn das Leben auf und um diesen Platz herum bietet reichlich Anschauungsmaterial. So entstehen ethnographische Studien, literarische Phantasien und immer wieder handfester Kontakt auch auf der obligatorischen Urlaubsreise während des Ferragosto. Feridun Zaimoglu gelingt es, unbelastet von deutsch-romantischer Italophilie das Bezaubernde dieser Stadt ganz neu zu entdecken: Mit äußerst wacher Beobachtungsgabe und großem sprachlichen Feingefühl sowie dem untrüglichen Gespür für überraschende Wendungen zeigt er uns sein Rom und lässt dabei die eine Frage immer offen - hat es sich wirklich so zugetragen?
Autorenportrait
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit seinem sechsten Lebensmonat in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel und schreibt für Die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2005 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Zahlreiche weitere Preise folgten, u. a. der Grimmelshausen-Preis (2007), der Corine-Preis (2008), der Jakob-Wassermann-Literaturpreis (2010) sowie der Preis der Literaturhäuser (2012). 2016 erhielt er den Berliner Literaturpreis sowie die Ehrenprofessur des Landes Schleswig-Holstein. Nach 'Leyla', 'Liebesbrand', 'Siebentürmeviertel' und 'Evangelio' erschien zuletzt sein Roman 'Die Geschichte der Frau' (nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019).