Beschreibung
Die Musikgeschichte „Mainfrankens“ gehört zu den von der Musikhistoriographie nur selten behandelten Gegenständen. Ein Grund dafür, daß Forschungen bislang bestenfalls punktuell geleistet wurden, ist in der lange Zeit herrschenden Orientierung der Musikwissenschaft an musikalischen Zentren und am Schaffen allein der ,großen‘ Komponisten zu suchen. Jüngere Bemühungen wurden und werden zudem durch die Quellenverluste behindert, die der Zweite Weltkrieg mit seinen Verheerungen gebracht hat. Schließlich man-gelt es der regional gebundenen Musikforschung häufig an einem klar bestimmten Selbstverständnis. Eine landschaftlich geprägte Musikkultur ist wohl nur im Kontext allgemeiner Kultur- und Gesellschaftsentwicklung angemessen zu verstehen. Musikalische Regionalgeschichte als Teil nationaler Musikgeschichte auf der einen, nationale Musikgeschichte als Summe von Regionalgeschichten auf der anderen Seite: in dieser schlagwortartigen Formulierung mag das Motiv erkennbar werden, das die Beschäftigung mit musikalischen ,Landschaften‘ leiten sollte.
Anläßlich seines 75jährigen Jubiläums ging 1997 vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Würzburg die Initiative aus, Regionalforscher für eine „Arbeitsgemeinschaft Mainfränkische Musikge-schichte“ zu gewinnen und Forschungsaktivitäten zu koordinieren. Dieser Anstoß hat sich in der Folge als fruchtbar erwiesen, so daß nun eine Schriftenreihe „Quellen und Studien zur Musikgeschichte Würzburgs und Mainfrankens“ erscheinen kann, die explizit als Forum für wissenschaftliche Untersuchungen zur musikalischen Geschichte der Region eingerichtet wird. Herausgeber der Reihe ist Ulrich Konrad, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Würzburg.
Eröffnet wird die Reihe mit dem von Dieter Kirsch erarbeiteten Lexikon der Würzburger Hofmusiker 16. bis zum 19. Jahrhundert. Diese Grundlagenpublikation enthält 391 Personenartikel. In ihnen werden von „Agricola“ bis „Zwilcher“ Musiker aus dem Zeitraum von 1535 (Bestallung des Hoforganisten Gerlach) bis 1864 (Tod des Hofcellisten Schindlöcker) vorgestellt. Aufgenommen sind neben den bestallten Musikern auch diejenigen, die dem Hof in fester Bindung zu Musikdiensten verpflichtet waren, also Lakaien, Hofgeigenmacher, Hoforgelmacher, Kalkanten, Paukenträger und Substituten. Das Lexikon liefert zu jeder Person biographische Grunddaten, entsprechende Quellenangaben und, soweit möglich, Literatur- und Musikaliennachweise. Ein längere Studie bietet zur Einleitung einen Überblick über die Geschichte der Würzburger Hofmusik von ersten Nachweisen in städtischen Steuerbüchern des Jahres 1436 bis zur endgültigen Auflösung im Jahr 1852.
Die Folgebände werden u.a. eine Sammlung von Studien zu Valentin Rathgeber und eine Auswahledition der Schriften von Franz Joseph Fröhlich bieten.