Beschreibung
Aleksandr Tairov (1885-1950) war eine der Schlüsselfiguren der russischen und europäischen historischen Theateravantgarde und künstlerischer Leiter des Moskauer Kammertheaters. Seine theaterpraktische Arbeit und sein innovatives theaterästhetisches Gedankengut sind Gegenstand der vorliegenden Studie. Der Band führt anhand des umfangreichen Archivmaterials durch alle Phasen des Schaffens des russische[n] Reinhardt: vom Gründungsjahr seiner Bühne, 1914, bis zu ihrer Auflösung per Beschluss des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei im Jahre 1949. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die szenische Umsetzung von Tairovs Konzept des synthetischen Schauspielers, einem virtuosen Komödianten, der auf der Bühne als Tragöde, Tänzer, Akrobat, Clown und Sänger agieren kann. Die eigentümliche Theaterästhetik Tairovs ist ganz auf den Mimen zugeschnitten, dessen Körper wie eine Stradivari zur Wiedergabe komplizierter Tongebilde geeignet sein sollte. Die Studie verortet diese Ästhetik in der russischen und westeuropäischen Theaterlandschaft der 1920er und 1930er Jahre und kontextualisiert sie in den zeitgenössischen kulturpolitischen Entwicklungen Russlands und Westeuropas.
Autorenportrait
Swetlana Lukanitschewa, Dr. phil. habil., ist Privatdozentin am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Theaterakademie (GITIS) Moskau, 2001 Promotion am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München, 2012 Habilitation am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte des europäischen Theaters des 18./19./20. Jahrhunderts, russisches Theater, Theorie und Praxis des europäischen Gegenwartstheaters, Interkulturalität, Theateravantgarde.