Beschreibung
Unter den Moraltraktaten aus der späten Ming-Zeit zählen die Liaofan si xun von Yuan Huang (1533-1606) zu jenen «Ratgebern» für rechte Lebensführung, die sich durch einen systematischen Ansatz auszeichnen: Vor dem Hintergrund ökonomischer und sozialer Krisen, die den Untergang des Ming-Reiches einläuteten, entwirft er eine Kasuistik altruistischer Praxis von bekenntnishaftem Charakter.
Persönlicher Status, Ambitionen, Moralität und karmische Vergeltung – dies sind Topoi der Kasuistik von Yuan Huang. Der Schlüssel zu ihrem Verständnis ist ein dunkles Zitat aus dem konfuzianischen Klassiker Menzius: «Wenn der König nur wirklich die Musik recht liebt, so kann aus dem Staat Qi noch etwas werden.»
Der Autor präsentiert mit den hier erstmals vollständig ins Deutsche übersetzten und ausführlich kommentierten Liaofan si xun ein herausragendes Beispiel mingzeitlicher Glückseligkeitslehren. Kategorien von universaler Harmonie und Moralpragmatik werden ebenso behandelt wie soziale, politische und religiöse Kontexte von Yuan Huangs Werk.
Autorenportrait
Der Autor: Martin Lehnert, geboren 1968 in Teplitz, Tschechoslowakei. Studium der Sinologie, Indologie und Musikwissenschaft, 1990-92 Studienaufenthalt in Taiwan als Stipendiat des DAAD, 1999 Promotion an der Universität Freiburg i. Br. mit einer Studie zur Rezeption indischer Kommentarliteratur in China. Seit 2000 wissenschaftlicher Assistent am Ostasiatischen Seminar der Universität Zürich.