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Tigerfinkli – der Versuch, eine Legende zu berichtigen

Erschienen am 20.06.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783038587347
Sprache: Deutsch
Umfang: 264
Format (T/L/B): 30.0 x 24.0 cm

Beschreibung

Die vermutlich erste Monografie, die einem einzigen Schuh gewidmet ist, untersucht die in der Schweiz sehr berühmte Pantoffelikone. Diese Pantoffeln, in der Schweiz Finken genannt, wurde um 1890 erfunden und in den 1910er-Jahren über das grosse Zürcher Versandhaus Jelmoli bekannt, ja populär gemacht. Die Tigerfinkli stehen am Anfang eines veränderten Körper- und Hygienebewusstseins, das die Füsse auch zu Hause in verschiedene Schuhwerke packte, nicht zuletzt deshalb, weil es immer mehr zeitgeregelte Dienstleistungsbetriebe gab und sich die Freizeit von der Arbeitszeit abkoppelte. Um 1900 differenzierte sich, im Verbund mit der Kleidermode, auch die Schuhproduktion aus; den Hauspantoffeln kam angesichts der kalten Steinböden in den Miets- und Privathäusern eine besondere Wirkmacht hinsichtlich Komfort und Anmutung zu. So wurden die ersten Tigerfinkli denn auch als «Damenmorgenpantoffel» beworben, die den Übergang vom warmen Bett in die kalte Küche erträglicher machten. Berühmt sind die Tigerfinkli aufgrund von zwei ästhetischen Komponenten, einerseits dem exklusiven, tierähnlichen Muster (das seinerseits lediglich eine Allusion an etwas Tierisches ist, aber genausogut als rein grafisches Muster betrachtet werden könnte) und dem, vor allem bei Damen und Kindern um Aufmerksamkeit heischenden roten Pompon, der sich aus der französischen Pierrot- und Zirkuswelt herleiten lässt. Der Kulturhistoriker Fritz Franz Vogel zeichnet nicht nur die Geschichte und die physische Produktion des Schuhs auf und räumt damit einige bis anhin kaum ausrottbare Behauptungen aus dem Weg. Auch erörtert er das historische Wechselspiel zwischen Design, Kunst und Varieté, welche das modische Schuhwerk beeinflussten. Nebst zeitgenössischen Tigerfinkli-Produkten in Literatur, Design und Kunst setzt eine neue Plakatserie von Andrea Buck, die historische Typografien imitiert, diesem im Vergleich zu Haus- und Ausgehschuhen kostengünstigen und damit kaum je plakativ beworbenen Hausfinken ein ästhetisches Denkmal.

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