Beschreibung
Quintilians Ruhm – im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung aufgebaut –, sein Ruf als Lehrer, Denker und Gelehrter sind nie verblaßt; seine Institutio oratoria verharrte als sichtbarer Meilenstein und Zeuge in der memoria der Rhetorik, und der Verfasser fand als Kenner der Materie selbst noch am Hofe des Sonnenkönigs in Versailles hohe Beachtung und würdiges Lob. Friedrich der Große rief im 18. Jahrhundert eindringlich zum Studium der Institutio an höheren Schulen auf. Die bildungsgeschichtliche Leistung Quintilians ist beachtlich, und sie ist trotzdem kaum bekannt, denn die Institutio wird außerhalb von Fachzirkeln der Redekunst selten zu Rate gezogen. Neuere Kunst- oder Künstlergeschichten gingen mit staunenswerter Achtlosigkeit an ihr vorbei – und so entgingen der Forschung mögliche Quellen und Anregungen sowie grundlegende Impulse für weitergehende Einsichten. Den Auswirkungen Quintilians wird vor allem im Libro dell’Arte des Cennino Cennini (um 1400) nachgegangen. Der aus der Toskana stammende Maler übernahm aus der spätantiken Quelle vor allem die Wegweisungen zu einem gesunden, geordneten und moralisch einwandfreien Lebenswandel.
Autorenportrait
Florens Deuchler, 1931 in Zürich geboren, studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Musikwissenschaft sowie Kunstgeschichte in Bern, Zürich, London und Bonn. Assistentenjahre in Bonn und Rom (Bibliotheca Hertziana). Habilitation in Zürich. Chairman der Mittelalter-Abteilung, Metropolitan Museum; Direktor der Cloisters und Professor am Institute of Fine Arts, New York University. Berufung auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Kunstgeschichte, Universität Genf. Einrichtung der Stiftung «Langmatt» Sidney und Jenny Brown in Baden. Direktor des Istituto Svizzero in Rom. Lebt seit 2016 wieder in der französischen Schweiz.