Beschreibung
Die auf dem Buchmarkt seit über zehn Jahren populäre Future-Fiction für Jugendliche entwirft ausgehend von gegenwärtigen Entwicklungen apokalyptische Szenarien, in denen jugendliche Heldinnen und Helden der dystopischen Welt einen utopischen Impuls entgegenstellen. Auffallend ist die Omnipräsenz junger Frauen, die auf ambivalente Weise ins Licht gerückt werden. Figuren wie Suzanne Collins‘ Katniss Everdeen («The Hunger Games»), Scott Westerfelds Tally Youngblood («Uglies»-Serie) oder Jennifer Benkaus Joy («Dark Canopy»/«Dark Destiny») werden als autonome Rebellinnen imaginiert, die das defizitäre System herausfordern, aber auch als verletzliche Subjekte, deren Identitäts- und Handlungsspielräume «zu ihrer eigenen Sicherheit» reguliert werden (müssen).
Das Buch untersucht diese jungen weiblichen Figuren als vieldeutige Symbole aktueller Geschlechterdiskurse und erkundet aus der Perspektive einer feministischen Populärkulturforschung das geschlechterpolitische Potenzial einer kulturkritischen jugendliterarischen Gattung.
Autorenportrait
Manuela Kalbermatten
ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und schreibt als Kinder- und Jugendliteraturkritikerin für verschiedene Fachmedien und Zeitungen.
Inhalt
Einleitung: Geschlechterpolitik in der Future-Fiction
Eine Geschichte der Zukunft
Erkenntnisinteresse und Fragestellung
Perspektiven und persönliche Situierung
Vorgehen, Aufbau, Korpus
«It is in conflict that our values are exposed» – Die (post-)apokalyptischen Landschaften aktueller Future-Fiction und ihr kulturkritisches Potenzial
Themen, Gattungs- und Deutungstraditionen
Zum Gattungsbegriff Future-Fiction
Kulturkritik
Kulturkritik in der Future-Fiction
Forschungsdebatte und eigener Ansatz
«The match that lights the fire» – Ambivalenzen der Sichtbarkeit im postfeministischen Kontext der Future-Fiction
Symbole des Widerstands
Vom Aufstieg der Frauen und vom Niedergang des Feminismus
Postfeministische Weiblichkeitstechnologien
Feministisch-utopische Revolutionen?
Enden des Menschen – Die Geschlechterpolitik der Apokalypse
Die Offenbarungsfunktion der Apokalypse und ihre geschlechterpolitischen Narrative: «Céleste oder Die Welt der gläsernen Türme»
Apokalyptischer Traditionalismus in Susan Beth Pfeffers
«Last Survivors»-Serie
Stadt, Land, Haus – Oppositionelle Geschlechterräume und -diskurse
Pathologiebefunde und Katastrophenanthropologien im ‹Rettungsboot Erde›
(Post-)apokalyptische Männlichkeit
(Post-)apokalyptische Weiblichkeit
Zum kulturkritisch-utopischen Potenzial der Tagebuchfiktion
Biopolitik des Hunger(n)s, Marginalisierung des weiblichen Körpers
Die Zukunftslosigkeit des weiblichen Subjekts
Gesellschaft auf den Leib geschrieben: Die rebellischen Heldinnen dystopischer Klassengesellschaften
Postapokalyptischer Geschlechterkampf in Jennifer Benkaus
«Dark Canopy»/«Dark Destiny»-Romanen
Die «Top Girls» dystopischer Wettbewerbskulturen
Illegale Abkömmlinge, rebellische Töchter – Die Wiederentdeckung der Cyborg als oppositionelle feministische Figur
Von technosemantischen Wundern: Technologie- und Geschlechterdiskurse in John M. Cusicks «Girl Parts»
Die ‹Cyborg-Barbie› als Kulturkritikerin
Zeitgenössische jugendliterarische Cyborgs im Kontext cyberfeministischer und transhumanistischer Diskurse
Ent- und (Neu-)Verkörperung in posthumanen Technokulturen: Albträume und Pathologiebefunde
Fantasien von Solidarität und Vernetzung verkörperter Subjekte in der Cyborg-Gesellschaft
«The world may need you, one day» – Schlusswort und Ausblick
Dank
Abbildungsnachweis
Bibliografie