Beschreibung
Das Buch hat bei seinen jungen Leserinnen und Lesern so viel Konkurrenz wie noch nie. Einst König der Medien im Kinderzimmer, ist es heute von Smartphones, Computerspielen und einem riesigen Angebot an Filmen und TV-Serien im Internet umzingelt. Fantasy-Romane für Jugendliche zelebrieren das Lesen hingegen als das grösste und aufregendste Abenteuer. Aufgeladen mit magischen Kräften, die den Funktionen von Multimedia-Gadgets entsprechen, erscheint das Zauberbuch als Supermedium. Mit einem kulturwissenschaftlich-medientheoretischen Ansatz untersucht die Autorin eine Reihe von Fantasy-Romanen, darunter Michael Endes Klassiker 'Die unendliche Geschichte', Cornelia Funkes 'Tintenwelt'-Trilogie und Walter Moers’ 'Die Stadt der Träumenden Bücher'. Sie zeigt auf, wie eng die Narrative rund um Lektüre, Medien und Wissen mit der Kulturgeschichte des Buches und den Debatten um Medienpädagogik verflochten sind und dass die Zauberbuch-Fantasy die Sehnsucht nach einem vormedialen Paradies sichtbar macht.
Autorenportrait
Christine Lötscher studierte Germanistik und Geschichte in Zürich und München. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) der Universität Zürich und arbeitet als Literatur- und Filmkritikerin für verschiedene Medien.
Inhalt
Die Denkfigur des Zauberbuchs
Zauberbuch-Fantasy zwischen Kulturpessimismus und Medieneuphorie
Drei Traditionslinien: Lesepädagogik, Romantik, Postmoderne
Der Roman als Laborversuch: Roderick Townleys The Great Good Thing
Zauberbuch-Fantasy und ein Geflecht von Narrativen: Vorgehen, Korpus, Begriffe
Fantasy als Mythopoesie
Der homo narrans und das Zauberbuch
Typologie des Zauberbuchs
Medialität und Magie
Kulturkritische und bibliophile Argumentationsmuster
Das Zauberbuch und die Gemeinschaft der Bücher
Phantasiepädagogik und Leseglück
Das Zauberbuch feiert seine Wurzeln
'Alles da drin kann lebendig werden' – Das absolute Buch reloaded
Poststrukturalismus und Selbstreferentialität
Das Buch als Schwelle
Das absolute Buch
Das absolute Buch reloaded
Das Zauberbuch als Supervermittler
Geheimwissen
Bücherwissen versus Erfahrungswissen
Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Supervermittler und ihr Geheimwissen
Das Monsterbuch
Ein Dämon auf Zeitreise
Das Grimoire als mystisches Buch
Die Spiritualisierung des Wortes
Die monströse Unsterblichkeit der Schrift
Poetiken des Zauberbuchs
Lektüre und Imagination
'Es gibt ’ne Menge Türen nach Phantásien': Michael Endes Poetik des Lesens
Das Zauberbuch verschwindet: Cornelia Funkes Tintenwelt
'A more seductive, more dangerous truth' – Lektüre und Wirklichkeitssystem in Lev Grossmans Magicians-Romanen
Theorie des intermediären Raums
Das absolute Buch reloaded und seine Poetiken des intermediären Raums
Lebendiges Wissen
'Geschichten zu liefern ist mein Beruf' – Lee Raven und das sprechende Buch
Wollust der Einverleibung: Lebendige Medientheorie in Zamonien
Von der Bibliotheksphantastik zur Zauberbuch-Fantasy
Wildes Denken mit dem Buch der Geister: Andreas Gößlings Opus-Romane
Materialität, Medialität und das Ende des Buches
Drachenhaut aus dem Paradies: Das letzte Buch bei Matthew Skelton
Zamoniens Buchmonster als Wiedergänger des Verdrängten
Die Denkfigur des Zauberbuchs und die kulturelle Phantasieproduktion