Paperworks
Literarische und kulturelle Praktiken mit Schere, Leim, Papier
Wirtz, Irmgard M. / Wieland, Magnus
Erschienen am
20.03.2016
Beschreibung
Schreiben auf Papier war lange Zeit so selbstverständlich, dass es kaum eigens beachtet wurde. Erst durch die Digitalisierung treten die spezifischen, literarischen und kulturellen Praktiken im Umgang mit diesem Beschreibstoff deutlicher hervor. Es zeigt sich dabei, wie das Papier oft nicht als neutrale Schreibfläche fungiert, sondern bestimmte Interaktionen hervorrufen, stimulieren oder auch behindern kann. Umgekehrt tendieren manche Autorinnen und Autoren dazu, Papier nicht allein als Aufzeichnungsmedium zu verwenden, sondern es im Schreibprozess auch materiell – mit Einsatz von Schere und Leim – zu bearbeiten, was zu dynamischen und mehrdimensionalen Textgenesen führt.
Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Produktivität des Papiers in seinen materiellen und symbolischen Valenzen anhand exemplarischer Fallstudien zu einzelnen Papierarbeitern und ihren pratiques du papier.
Mit Beiträgen von Regula Bigler, Wolfram Groddeck, Stephan Kammer, Markus Krajewski, Andreas Langenbacher, Marie Millutat, Walter Morgenthaler, Bettina Mosca-Rau, Gisela Steinlechner und Uwe Wirth. Sowie mit exklusiven Paperworks von Eugen Gomringer, Felix Philipp Ingold und Birgit Kempker.
Inhalt
Magnus Wieland: Paper works! Von der Arbeit mit Papier zur Mitarbeit von Papier. Eine Art Arbeitspapier zur Einleitung
Uwe Wirth: Poetisches Paperwork. Pfropfung und Collage im Spannungsfeld von »Cut and Paste«
Gisela Steinlechner: Aus zweiter Hand. Papier- und Buchstabenkreisläufe in der Art Brut
Markus Krajewski: Spiel. Visite. Wissen. Die Macht der kleinen Karten
Andreas Langenbacher: Das gro.e Leuchten. Unterwegs zu einer kleinen Poetik der leeren Seite – Ein Lektürebericht
Eugen Gomringer: das blaue dreieck. Märchen
Wolfram Groddeck: HALB-WELT und Kombination. Betrachtungen zu einigen Mikrogrammen Robert Walsers
Marie Millutat: Walter Benjamins Papierbausteine. Rekonstruktion einer frühen Fassung des Kafka-Essays
Bettina Mosca-Rau: Gegen die »Glattheit des Papiers«. Ludwig Hohls Verarbeitung von Lektüren und kulturellen Zäsuren
Birgit Kempker: Sachte Schädel. Collagen
Walter Morgenthaler: Papier fürs Archiv? Zu Kuno Raebers Gedichtnachlass
Regula Bigler: Überschreibungen und Einschreibungen. Zu Erica Pedrettis Journal »Heute. Ein Tagebuch« von 2001
Stephan Kammer: »Unter Wasser« schneiden und kleben. Womit / worauf Matthias Zschokke schreibt
Felix Philipp Ingold: Zettelwirtschaft. Schlussbericht aus der Papierwelt