Beschreibung
Die Evangelische Gesellschaft des Kantons Zürich entstand als informelle Gruppierung in den 1830er-Jahren in Zürich. Eine feste Organisation gab sie sich 1846/47. Mit ihren geistigen Wurzeln aus dem 18. Jahrhundert verschränkte sie orthodoxe, staatskirchliche und pietistische Tradition. Praktisch organisierte sie konservativ gesinnte Pfarrer und Laien, die etwas tun wollten gegen die Säkularisierung von Kirche und Gesellschaft. Anfänglich auf die Stadt Zürich beschränkt, gelang es ihr, allmählich ein kantonsweites Netz zu bilden. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhunderts verband die Gesellschaft mit ihrem missionarischen Einsatz vermehrt diakonische Aufgaben. So leisteten vor allem Frauen unentgeltliche Hilfe für Arme, Kranke und Schwache.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts definierte sie Diakonie noch einmal neu: Aus der 'Stadtmission' ging eine diskrete Telefonseelsorge hervor und seit den 1970er Jahren bietet sie verschiedenen Gruppen am Rande der Gesellschaft praktische Lebenshilfe, geschützte Räume und professionelle Ansprechpersonen.
Inhalt
1. Vorgehen und Voraussetzungen
1.1. Zielsetzungen, Quellen- und Forschungslage
1.2. Orthodoxie, Aufklärung und Pietismus
1.3. Die Zürcher Kirche im 18. Jahrhundert
1.4. Staatlich-kirchlicher Aufbruch in die Moderne
1.5. Der 'Zürichputsch' 1839 und seine Folgen
2. Umfeld und Entstehung
2.1. Theologische und kirchenpolitische Positionen
2.2. Von der Staatskirche zur staatlichen Anstalt
2.3. Die Gründung der Evangelischen Gesellschaft
3. Aufbruch und Entwicklung
3.1. Für den richtigen Glauben
3.2. Kristallisationskern oder Splittergruppe
3.3. Die Organisation der Gesellschaft
3.4. Frauen und die Evangelische Gesellschaft
3.5. Ein Wirtschaftsunternehmen
4. Verkündigung und Seelsorge
4.1. Die Stadtmission
4.2. Die Landmission
4.3. Sonntagsschulen
4.4. Jungmänner und Italiener
5. Gläubige Kerne: die Minoritätsgemeinden
5.1. Die St.-Anna-Gemeinde
5.2. Die Lukas-Gemeinde in Aussersihl
5.3. Die Minoritätsgemeinde Unterstrass
5.4. Die Freie Kirche Uster
5.5. Der Evangelische Verein Winterthur
6. Bildung und Erziehung
6.1. Lesesäle
6.2. Leihbibliothek und Lesezirkel
6.3. Verlegerisches Engagement
6.4. Verbreitung der Bibel
6.5. Die Pensionsanstalt
6.7. Freie Schulen
7. Gesundheit und Fürsorge
7.1. Die Kranken- und Diakonissenanstalt Neumünster
7.2. Der Evangelische Armenverein
7.3. Hilfe für Gefährdete und Strafentlassene
7.4. Die 'Herberge zur Heimat'
7.5. Christliche Hospize
8. Diakonie statt Bekehrungsanspruch. Das aktuelle Selbstverständnis der Evangelischen Gesellschaft
8.1. 'Der Not etwas entgegensetzen'
8.2. Empathie als Basis der Diakonie
8.3. Gassenarbeit der ersten Stunde
8.4. 'Café Yucca'
8.5. 'Isla Victoria'
8.6. Gastroberatung
9. Mission in einer 'nachchristlichen Welt'. Die Freie Evangelische Gemeinde Fuhr in Wädenswil
10. Wandel des Missionsbegriffs. Bekehrungsanspruch oder Gesprächsbereitschaft?
11. 'Befreiung von Unterdrückung und Unrecht'. Die Beziehung zu Jesus
12. Orte der 'Verkündigung'. Unterstützung für Menschen am Rand der Gesellschaft
13. Mission durch Diakonie. Nische in der landeskirchlichen Diakonie
14. Bilanz
Anhang 1: Präsidenten und Präsidentinnen der Evangelischen Gesellschaft
Anhang 2: Gesprächspartnerinnen und -partner
Anmerkungen
Quellen und Literatur
Personenregister
Institutionenregister