Neue Erschöpfungsgeschichten
Mit Texten von Tanasgol Sabbagh, Heike Geißler, Enis Maci, Eva von Redecker, Moshtari Hilal, Sinthujan Varatharajah, Judith Schalansky und Holm-Uwe Burgemann
Burgemann, Holm-Uwe / Sabbagh, Tanasgol / Geißler, Heike / Maci, Enis / von Redecker, Eva / Hilal, M
Erschienen am
04.10.2024, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
»Es ist möglich, liebe Leserin, die du dieses Buch zum ersten Mal beginnst, schreibe ich, bevor ich hier anfange, sich die Welt als eine gläserne Vase vorzustellen, für die es zwei Zustände gibt: zuerst den intakten, in der sie noch Blumen hält und in dem sich das durch sie hindurchgehende Licht sanft zum Regenbogen bricht; und dann jenen zersprengten, in dem Scherben den Boden übersäen wie die Überreste kleiner Muscheln den Strand. Eine Literatur, die aus der Geschichte kommt, um unsere Gegenwart zu beschreiben, müsste beantworten, was hier geschehen ist. Ihre Aufgabe bestünde in einer Scherbenlese; während es nun in deinen Händen liegt, die Scherben neu zusammenzusetzen.«
Denn wohin wir in diesen Tagen auch schauen, die Verhältnisse sind längst ermattet. Die Vase, die eben noch Blumen hielt, ist nicht mehr, das Licht hat sich zerstreut. Beständig scheinen wir unter dem Eindruck jener endlosen Krise zu leben, die mit dem Anthropozän gleichbedeutend geworden ist: Der Mensch leidet unter seiner eigenen Gegenwart. Und doch erzählen die Neuen Erschöpfungsgeschichten nicht zuerst von jener planetaren, moralischen oder seelischen Erschöpfung, die wir landläufig damit verbinden. Sie handeln davon, was es braucht, um zu erzählen von dieser Welt, die nicht mehr ist, was sie nie war und niemals jemals sein wird.
Dieses Buch entstand anlässlich von TEXT MATTERS. MATTERS OF TEXT, einem Literaturfestival, das ein Mal im Jahr von PRÄPOSITION und dem Klingspor Museum in Offenbach am Main veranstaltet wird. Das Format, der Farbraum, die Materialität und die strenge Mittelachse seiner Texte erinnern an Taschenbibel und ästhetisches Manifest gleichermaßen. So hinterlassen uns die Neuen Erschöpfungsgeschichten nicht nur eine melancholische Beschreibung dieser unruhigen Zeit, sondern auch eine hoffnungmach- ende Aussicht: »Man wird daraus einmal alle Konsequenzen ziehen.«
224 Seiten, 12 x 18 cm
fadengeheftete Klappenbroschur
Salzer EOS blauweiß 1,75-fach 90 g/m²
Peyer Peydur Feinleinen 220 g/m²
Sonderfarben Pantone Neon-Orange und Bronze-Metallic
Artwork: Ruth Roxane Eckrich
Custom Type Design: Laucke Siebein
Schriften: Oracle Triple (ABC Dinamo), Shinka Mono (Aeiou Tools)
Inhalt
Holm-Uwe Burgemann
Wie sich Scherben halten lassen (Prolog)
S. 9
Tanasgol Sabbagh
Ein begrenztes Gebiet
S. 43
Heike Geißler
Liebe X, lieber X
S. 55
Enis Maci
Die Haken, die die Sache hat
S. 83
Eva von Redecker
Kümmerschlampen
S. 133
Moshtari Hilal
Mitternachtsbrief
S. 155
Sinthujan Varatharajah
Das Schrumpfen des Alphabets
S. 175
Judith Schalansky
Anfang vom Ende (Dialog)
S. 193
Die Autor:innen
S. 221
Impressum
S. 224