Beschreibung
Die schwedischen Bestattungen von Tibble, Fullerö und Lilla Jore sowie dem norwegischen Sætrang gelten seit vielen Jahrzehnten der Forschungsgeschichte als Leitfunde ihrer Epoche, der späten Römischen Kaiserzeit in Skandinavien. Seit 1816 das Grab von Lilla Jore – und in den darauffolgenden etwa 120 Jahren die anderen drei Befunde – entdeckt wurden, galt das Interesse vor allem dem aufwendigen Grabbau und der prunkvollen Ausstattung mit kunstfertigen, teils »exotischen« Beigaben. Wichtiger noch ist es aber, den Rahmen zu verstehen, in dem sie entstanden sind: Daher erhalten die Gräber nun, nach einer ausführlichen und einheitlichen forschungsgeschichtlichen und antiquarischen Aufarbeitung, schließlich Fokus auf ihren landschaftsarchäologischen Kontext.
Es zeigt sich, dass die Entstehung der skandinavischen Prunkbestattungen immer an mehr oder weniger zentrale Regionen mit Verfügbarkeit einer großen Bandbreite von Ressourcen und menschlicher Arbeitskraft geknüpft ist: In einer von Brandbestattungen geprägten Umgebung sind es Körperbestattungen, die in gemauerten und gezimmerten Grabkammern unter Hügeln und an markanten Geländepunkten oder in verkehrskontrollierender Lage Monumente ihrer Zeit darstellen.
Mit Edelmetall verzierte Kleidungsbestandteile können zusammen mit Waffen als Insignien einer lokalen Elite gedeutet werden. Importierte Gegenstände knüpfen ein Netzwerk sowohl in den römischen Kulturraum, als auch ins kontinentale Barbaricum und bis nach Südosteuropa. Besonders zeigen die verwendeten Formen und Ideen aber ein Verständnis von gemeinsamer Identität zwischen den skandinavischen Eliten an. Für ihre Zeit und Region nehmen die Gräber von Tibble, Fullerö, Lilla Jore und Sætrang somit eine Sonderstellung ein.