Beschreibung
Die Religionswissenschaft wurde 1979 wieder an den chinesischen Universitäten eingeführt, wobei der hegemoniale offizielle Diskurs den Anspruch erhebt, Religionsforschung in den Dienst des Staates zu stellen. Die Arbeit untersucht die Struktur des Religionsdiskurses auf akademischer Ebene am Beispiel He Guanghus im Zeitraum zwischen 1978 und 2016. Es wird die These vertreten, dass die Religionsforscher keine passiven Rezipienten staatlicher Vorgaben sind. Sie nutzen Handlungsmöglichkeiten,
um den Religionsdiskurs mit neuen Deutungsangeboten anzureichern, Deutungsmuster umzuinterpretieren, in ihrem eigenen Interesse zu nutzen, neue Interpretationsspielräume zu schaffen und neue Forschungsräume zu erschließen. Mit dem Konzept der Taktiken werden das Verhältnis zwischen akademischer und politischer Diskursebene und der Handlungsrahmen von Religionswissenschaftlern bestimmt. He Guanghu (*1950) ist emeritierter Professor der Renmin Universität. Er wird als Religionswissenschaftler, Christentumsforscher, Religionsphilosoph, Christ und öffentlicher Intellektueller bezeichnet. Bereits hier deuten sich die Durchlässigkeit disziplinärer Grenzen sowie die Vielfältigkeit der Handlungsebenen an. He nutzt verschiedene Taktiken, um seine Deutungsangebote in den offiziellen Diskurs einzuschreiben und interfraktionelle Bündnisse mit anderen Intellektuellen zu schließen. Zusatztext