Beschreibung
„Im Vorübergehen streifte ihr Blick das Bild und sie hielt inne.“ Mit diesem ersten Satz des Romans beginnt ein neuer Abschnitt im Leben von Bettina, einer Enddreißigerin aus der südwestdeutschen Provinz. Das Bild von Shmuel Shapiro steht im Schaufenster einer Galerie in Hannover, wo sie ihre kränkelnde unzufriedene Mutter regelmäßig besucht. Begeisterung für Bilder, Wissensdurst auf die Welt der Kunst erwachen in ihr, wofür ihr nüchterner Mann, der unglücklicherweise im gleichen Jahr vorzeitig in Rente geschickt wird, keinerlei Verständnis hat. Bettina verliebt sich in den Galeristen Roberto. Parallel zu ihren neuen Erfahrungen liest sie das zufällig in ihre Hände geratene Tagebuch ihrer Mutter aus dem Jahr 1944, als die damals Siebzehnjährige einen französischen Zwangsarbeiter geliebt hat. Die Tochter lernt ihre Mutter besser verstehen und darüber hinaus fast unmerklich manches für ihre eigenen Lebensentscheidungen.
Aus der Perspektive von Bettina, der „Hausfrau mit dem naiven Durchblick“, wie jemand im Buch sie einmal nennt, werden anschaulich einige Werke zeitgenössischer Künstler, u.a. des Aktfotografen Helmut Newton, beschrieben, aber auch die Partnerproblematik im Rentnerdasein und die Spannung zwischen zwei Frauen verschiedener Generationen geschildert.
Der lapidare Stil, mit dem die Autorin die Komik oft dicht neben den Ernst setzt, und die lebendigen Dialoge prägen den psychologisch stimmigen Roman.